Shopping: Die Innenstadt hat ausgedient

Shoppen gehen in der City ist eigentlich ein Auslaufmodell, so fasse ich  sinngemäß und gekürzt ein Interview der WAZ in Form eines Podcasts mit dem Stadtentwickler Prof. Torsten Bölting aktuell zusammen.

https://www.waz.de/podcast/wirtschaftsreporter/warum-die-innenstadt-als-ort-des-konsums-ausgedient-hat-id237973955.html

Es wird niemanden wundern der DUISTOP regelmässig liest, dass ich mich der Einschätzung des Prof locker anschliesse.

Ich habe ja vor kurzem bereits das Ende der Duisburger City in ihrer jetzigen Ausprägung bis spätestens 2030 vorausgesagt. Wahrscheinlich wird es aber viel früher so kommen, dass sich das Angebot in der City grundlegend wandelt.

Die Schliessung des Kaufhofs an der Düsseldorfer Strasse ist nur ein weiterer dicker Sargnagel für die Duisburger Innenstadt und deren unvermeidbare Abwärtsentwicklung.

Mehr Grün, mehr Wohnen, mehr Büros und weniger Einkauf.  Inwieweit die Gastronomie sich in der City verstärkt etablieren kann bleibt abzuwarten. Ich bin diesbezüglich eher skeptsich, da immer auch entsprechende mutige BetreiberInnen gefunden werden müssen, wenn nicht alles durch Systemgastronomie uniform werden soll.

Was Bölting auch ankündigt, ist deshalb eine Umwidmung und ein Umbau bisheriger Ladenflächen sowie ein Verzicht auf bisher hohe Mieteinnahmen. Beides zusammen werden manche EigentümerInnen dann nicht mehr wuppen können oder wollen.

Mehr Leerstand würde aber alle anderen mitbelasten. Was also tun? Hier kommt prompt die Forderung nach Geldmitteln aus öffentlicher Hand aufs Tablet der Bedürftigkeit.

Das sehe ich anders. Die geschilderte Entwicklung ist ja nicht sprunghaft, so haben sich aufmerksame Immo-EignerInnen ja sicherlich und durchaus bereits auf die mögliche neue wirtschaftliche Lage eingestellt.

Der Ruf nach Steuergeld ist zwar immer naheliegend, doch ich finde, dass der Markt es erstmal richten soll. Wer also seine Immobilie nicht mehr behalten will oder kann, der soll sie eben verkaufen.

Es dürften sich schon findige private Investoren finden. Die Stadt als Investorin halte ich für vollkommen ungeeignet. Sie muß aber dafür sorgen, dass die neuen EigentümerInnen sich einem gesamtstädtischen bzw. gesamtinnerstädtischen Zukunftskonzept unterordnen.

In bezug auf urbane Entwicklungen möchte ich zusätzlich auf eine weitere Entwicklung hinweisen. So gibt es erste Unternehmen die gänzlich ohne Büroräume auskommen, weil einfach alle Mitarbeitenden von zu Hause aus oder in Co-Working-Spaces arbeiten, die man je nach Bedarf kurzfristig anmietet.

Und mit der Digitalisierung und Automatisierung von gesamten Geschäftsprozessen und Wertschöpfungsketten werden sich auch die Aufgaben von Wirtschaftsförderern in Städten total ändern. Ich hatte bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass es künftig möglich sein wird, einen  Unternehmenssitz blitzschnell zu verlagern. Vor allem dann, wenn er nicht mehr aus Steinen und Mörtel besteht.

Schon heute gibt es Anwälte die spätestens seit Corona ihre Klientel nur noch telefonisch, per Mail oder per Video-Call betreuen. Ähnliches bei Ärzten, Steuerberatern usw.

Wo diese Dienstleister dann tatsächlich „sitzen“ ist vollkommen unerheblich.

Und noch etwas: Wenn es tatsächlich in Zukunft mehr Wohnraum in der City geben soll inkl. einem einladenen Umfeld, brauchen wir dann noch die grossen Neubaugebiete, vor allem auch angesichts einer grossen Zahl an älteren Menschen die aus Gründen von drohender Einsamkeit ev. lieber in der Innestadt leben wollen?

Könnten die Neubaugebiete denn nicht eher als grüne Klimainseln dienen, warum sie also vollkommen zupflastern und versiegeln?

Es bleibt spannend.