Altmaier will Innenstädte retten

Die Gewinner der Pandemie sind die Online-Händler und die Verlierer die Händler vor Ort. Ausgenommen die Sanitätshäuser und die Verkäufer von Puzzles. Naja so einfach ist es dann doch nicht, denn eins ist klar, die Pandemie hat eine Entwicklung beschleunigt die bereits vor 20 Jahren begonnen hat. Nun nimmt sich rechtzeitig vor der anstehenden Bundestagswahl 2021 Bundeswirtschaftsminister Altmaier werbewirksam des Problems der Verödung der Innenstädte an – und gibt sich 1,5 Jahre Zeit dafür. Er muß also vor der Wahl nicht mehr liefern.

Gemeindevertreter, Verbände und Einzelhändler diskutierten online mit dem Bundesminister „kreative Ideen“ wie das Ladensterben aufgehalten werden könnte. Das Zauberwort: Digitalisierung. Meine Fresse, auch das noch. Und dabei kommen von angeblichen Handelsexperten weitere „supergeile“ Vorschläge wie eine Online-„Anlaufstelle“ über die Ladenbetreiber und Kunden vernetzt werden können. Ergänzt um ein „lokales Bindungsprogramm, mit dem Treuepunkte vergeben werden können. Fantastisch. Brilliant.

https://www.tagesschau.de/ladensterben-corona-innenstaedte-altmaier-101.html

Bindungsprogramm mit Punkten: Gibt es doch längst und heisst Payback. Digitalisierung: Seit 20 Jahren voll verpennt. Online-Anlaufstelle – am besten mit Typen wie Andreas Haack: Kannste voll vergessen.

2016 hatte ich der Duisburger-Innenstadt ein digitales Projekt vollkommen kostenlos angeboten. Wollte keiner. War vllt. blöd gemacht, hat seitdem aber auch keiner besser gemacht. Dazu gibt es zwei Merksätze über all die Vollversager aus der Zeit: Haben wir noch nie so gemacht. + Haben wir immer schon so gemacht.

Ganz ehrlich, inzwischen ist es zu spät, in Duisburg und anderswo. Das Fördergeld das man jetzt irgendwie und eventuell dem Handel zur Verfügung stellt bzw. stellen will wäre rausgeworfen.

Was hat noch dazu geführt, das die Lage so desolat ist?

Die Filialisierung, die uneinige Situation der Immobilienbesitzer und Händler an einem Strang zu ziehen. Die sauschlechte Arbeit von Haack, Bungardt, Joppa/Kluge und Co. Ein OB der auch keine Ahnung hat, z.B. davon wie eine anständige Pflasterung der Königstrasse aussehen sollte. Ein schläfriger Einzelhandelsverband der sich in der Wiederholung des ständig selben Gebrabbels übt um es noch weiter zu vervollkommnen. Märkte die jahrein-jahraus größtenteils aus Fress- und Saufbuden bestehen. Die immer wiederkehrende Beauftragung von Beratungsleuten wie Dr. Acocella die zur Verbesserung nichts beitragen. Orange-bestrumpfte Alleinunterhalter die uns erzählen wie Digitalisierung funktioniert wenn man morgens auf einen Sensor pinkelt.  Eine IHK die besetzt ist mit beamtenähnlichen Typen die glauben sie sind die grössten und die besten, tja und ganzganz viele Kunden und Kundinnen die im Zweifel und wenn der Preis stimmt sehr gerne online kaufen.

Zu guter letzt dann noch Amazon selbst, der Händler den alle verlacht haben als er mit Büchern anfing und der Kundenservice zum Nonplusultra seines Geschäftsmodells erkor.

Ach ja und eine Bundespolitik des jahrelangen Wegschauens und Nichtstuns wenn es darum geht Online-Riesen anständig zu besteuern. Denn während kleine Händler regelmässig brav über ELSTER-Formularen brüten haben die Digi-Mächtigen mit den nicht bezahlten Steuern erstens Lobbyarbeit betrieben und zweitens  jeden noch so kleinen Konkurrenten einfach aufgekauft um noch grösser und mächtiger zu werden.

Ganz ehrlich, wen würde es wirklich nachhaltig jucken, ausser die Beschäftigten, wenn morgen alle Läden in der City schliessen würden?

Denn wenn erstmal alle städtischen Leistungen online möglich sind, wenn Arztbesuche und Anwaltsbesprechungen per Videochat erfolgen, wenn immer mehr Leute in ihren Homeoffices arbeiten und wenn die City-Händler auch alle online tätig sind, wer bitte schön muß dann noch in die City ausser er wohnt dort?

Und trotz all der Aussichten werden sich beim nächsten Innenstadtpakt-Event des OB alle oben Genannten erneut brav hinsetzen und müde Beifall klatschen für jedes noch so bekloppte Bonmot wie „Es geht aufwärts in Duisburg!“. Dazu lädt man am besten Herrn Kranki als Redner ein, der kann so sprechen. Wer die Scheisse noch glaubt ist selber schuld und dem kann ECHT nicht mehr geholfen werden.