Goldgrube gefällig? 23 EURO Miete/qm für Probenräume

Kultur kostet, ist Teil des vielbeschworenen Stadtmarketimngs und vielfach muß man eben in den sauren Apfel beissen und jährlich Geld zuschiessen.

Im Falle der DOR, Deutschen Oper am Rhein, ein Joint-Venture von Düsseldorf und Duisburg gibt allein die Stadt Duisburg rund 10 Mio pro Jahr dazu, weil die Ausgaben die Einnahmen bei weitem übersteigen.

Wenn man sich die neueste veröffentlichte Bilanz der DOR aus 2017 anschaut dann fällt einem ein ÖPP-Ding zwischen der DOR und Hochtief ins Auge.

Die DOR zahlt nämlich über 30 Jahre lang für ein Ballettprobenhaus in Düsseldorf, aus schlichtem Beton in spärlicher Ausstattung, satte 828.000 EURO Miete pro Jahr. Das summiert sich nach 30 Jahren auf rund 25 Mio. EURO (DOR schreibt 22,35 Mio.). Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, weil eine Preis-Index-Koppelung im Vertrag vorgesehen ist, m.a.W.: Steigt der Verbraucherpreisindex steigt die Miete – geht allerdings auch in die andere Richtung. Andere mögl. Vertragsmodalitäten noch nicht berücksichtigt.

Zitat aus der Bilanz: Am 29. April 2014 unterzeichnete die Geschäftsführung einen Vertrag zur Anmietung eines neuen Ballettprobenhauses. Die Mietzeit begann am 01. August 2015. Es wurde eine jährliche investive Miete in Höhe von 615 TEUR berechnet, sowie eine jährliche unterhaltsbezogene Miete in Höhe von ursprünglich 202 TEUR, die entsprechend den Veränderungen des Verbraucherpreisindexes angepasst werden soll und im Geschäftsjahr 2017/18 auf 213 TEUR angestiegen ist. Die Laufzeit des Vertrages beträgt 30 Jahre. Hieraus ergibt sich eine jährliche Verpflichtung in Höhe von 828 TEUR. Die Verpflichtung bis zum Ablauf des Mietvertrages beträgt 22.350 TEUR (Vorjahr 22.742 TEUR).

Das ist aber noch nicht alles. Zusätzlich zahlt man eine mobile technische Ausstattung für das Gebäude ab.

Zitat aus der Bilanz: Im Geschäftsjahr 2017/18 wurde die von Hochtief im Rahmen des ÖPP-Verfahrens gelieferte mobile Ausstattung für das neue Ballettprobenhaus in Höhe von 880.600,00 Euro (finanziert über 30 Jahre durch die DKB-Bank) mit einem Anteil von 19.406,21 Euro (Vorjahr 18.825,85 Euro) getilgt. Die Fälligkeit des ausstehenden Anteils in Höhe von 820.382,86 Euro setzt sich wie folgt zusammen:

1 Jahr: 20.004,44 Euro 2 bis 5 Jahre: 86.377,64 Euro über 5 Jahre: 714.000,78 Euro

 

Witzig auch wie seinerzeit(2015) über den Neubau berichtet wurde, so heisst es hier, der Bau habe Hochtief 26 Mio. EURO gekostet (Zitat):

Das Gebäude wurde in nur zehn Monaten Bauzeit in einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) mit der Firma Hochtief Solutions realisiert. Diese übernahm die Baukosten von rund 26 Millionen Euro und vermietet … ()

https://www.baunetzwissen.de/beton/objekte/kultur/probenhaus-fuer-das-ballett-am-rhein-in-duesseldorf-4588909

Bei Hochtief selbst klingt das ganz anders (Zitat):

Anschließend wird das Balletthaus im Rahmen eines Mietvertrags 30 Jahre lang durch HOCHTIEF betrieben. Das Vertragsvolumen des Projekts einschließlich Finanzierung beläuft sich auf etwa 25,7 Mio. Euro. In diesem Betrag sind auch die vertraglich vereinbarten Leistungen zur Bewirtschaftung enthalten.

http://www.hochtief.de/hochtief/201.chap?pid=9578

Die rund 3.000 qm Fläche sind für rund 100 Leute (TänzerInnen usw.) gedacht. Ganz ehrlich, wieviel Luxus ist tatsächlich nötig? Im Prinzip ist das Ganze eine bessere Turnhalle. Mehr nicht. Hochtief hat doch niemals auch nur annähernd mehr als sechs Mio. EURO dafür bezahlt, inkl. Grundstück.  Toellers Mercator One soll 35 Mio kosten und hat rund 10.000 qm Büro-Fläche,  inkl. mehr Innenausbau und Grundstück in Innenstadtlage (allerdings in Duisburg).

Ganz grob 15 Mio EURO für den Innenausbau runtergerechnet und den Rest gedrittelt komme ich auf 6,6 Mio. EURO für 3.333 qm.

Lieg ich falsch, bitte Mail an mich!

Die Recherche habe ich übrigens angestellt weil mich die Verleihung dieses merkwürdigen Kaisermünzenpreises an die Frau König dazu animierte. Die war ja so frei und forderte anläßlich der Preisverleihung am Sonntag die Einsetzung eines Kulturdezernenten für Duisburg. Dabei kamen mir eigentlich nur der Begriff „Spielkamerad“ sowie die Kosten dafür in den Sinn. Plus der Gedanke daran, was Frau König wohl alles von der Steuer absetzen kann, dass sie so wohltätig hergibt.  UPPS, morgen krieg ich bestimmt wieder eine Mail in der mich jemand als elenden Spielverderber und Schlechtmacher tituliert.

Zum Schluß noch ein Aphorismus in der Sache:

Wir haben einen Grundsatz bei unseren Weisen gefunden: Die Ehren gebe man dem, der sie nicht sucht! (Theodor Herzl)