ÖPNV-Katastrophe – geschmackloses Foto – ein Beitrag der MBI Mülheim

Der Nahverkehr im Ruhrgebiet ist im Vergleich zu allen anderen Ballungsgebieten eine Katastrophe, weil viel zu ineffizient und extrem teuer.

Das pfeifen alle Spatzen seit Jahrzehnten bereits von allen Dächern.

Und warum ist das so, gegen jedes besseres Wissen? Wegen der Kirchturmspolitik der Ruhrgebietsstädte, was alle Fachleute immer und immer wieder bestätigen, doch Jahr für Jahr ohne Konsequenzen bleibt. Zuletzt verlief auch die Initiative der Oberbürgermeister von Essen, Mülheim, Bochum und Gelsenkirchen wieder einmal im Sande, mit unverbindlichen Zusagen zu besserer Kooperation, vor einer Woche auch im Mülheimer Rat beschlossen.

Deshalb kurz zur Vorgeschichte dieses letzten Streichs von Kirchtürmelei: Wenn man im Ruhrgebiet nach Beispielen für Kirchturmdenken und -politik von Stadtverwaltungen und Kommunalpolitik sucht, fällt meist als erstes Beispiel der Öffentliche Nahverkehr als Stichwort. In Essen und Mülheim verkehrt die Ruhrbahn, in Bochum und Gelsenkirchen die Bogestra, in Duisburg die DVG, in Oberhausen die STOAG uswusf. Nun wollten im letzten Sommer Ruhrbahn und Bogestra kooperieren, doch sofort stellte sich Mülheim quer, u.a. weil kein Geschäftsführerposten für MH vorgesehen war und auch ein Aufsichtsrat wegfiele. Und das, obwohl eine Fusion seit Jahren überfällig wäre, da der zerstückelte ÖPNV im Ruhrgebiet extrem teuer und ineffektiv ist!

Auch die MBI befürworteten den Beschlussvorschlag am 29. Februar, da jede Vereinbarung zu verstärkter Kooperation grundsätzlich gut und auch richtig ist, wenn auch insgesamt viel zu wenig angesichts der riesigen Herausforderungen für den Nahverkehr in der Metropole Ruhr. Nur ein gemeinsamer Verkehrsverbund wäre nämlich ein entscheidender Schritt für eine Verkehrswende im Ruhrgebiet mit seinen über fünf Mio. Einwohnern.

Kaum war nun die unverbindliche Ratsentscheidung gefällt, gegen die niemand was haben konnte, wurde eine Woche später die wirkliche Motivation zur Blockade der ersten Absichten zur Zusammenarbeit von Ruhrbahn mit Bogestra offenbar. Anstatt also die kriselnde Ruhrbahn zusammen mit zumindest der Bogestra anzugehen (an DVG und STOAG wollte ohnehin keine/r denken), folgte der altbekannte „Lösungsansatz“ im Ruhrgebiets-ÖPNV: Noch mehr Chefs, und zwar für jeden Kirchturm, konkret also u.a. für Mülheim!

Der letzte Doppelchef der Ruhrbahn war der ehemalige Mülheimer Kämmerer, der zwar nichts mit ÖPNV gelernt hatte, aber dafür das dreifache Gehalt als Ruhrbahnchef erhielt. Nachdem die oberdreisten Vergütungen öffentlich immer stärker ins Gerede kamen, beantragten die MBI seine Entlassung. Der Mülheimer Rat stimmte dem einstimmig zu. Zur Erinnerung: Der Knaller der Mölmschen Fronleichnamswoche 2021: Die Ruhrbahn trennt sich von Geschäftsführer Uwe Bonan. Ein geschmackloses Bild, das er bei Whatsapp geteilt haben soll, wird ihm zum Verhängnis, zumindest als Vorwand. Erst im April hatte der Ruhrbahn-Aufsichtsrat noch einstimmig eine Vertragsverlängerung abgesegnet.

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Zwischenbemerkungen von DUISTOP: Besagtes Foto schickte Bonan wohl an einen illustren Kreis von 10 Ruhrbahn-Führungskräften, wahrscheinlich aus Versehen. Man kann sich jetzt herrliche Gedanken machen was auf dem Bild zu sehen war. https://www.waz.de/staedte/muelheim/article232441639/ruhrbahn-chef-bonan-erst-vertrag-verlaengert-nun-aufgeloest.html

Zumindest angeblich so geschmacklos, dass sich im Umfeld der Ruhrbahn nach Recherchen der WAZ Mülheim niemand mehr hinter Bonan versammeln wollte. Seine Reputation im Unternehmen war stark beschädigt.

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Die MBI beantragten unabhängig von allen Begleitumständen, keinen Nachfolger mehr zu bestimmen, um den lange überfälligen Prozess der Zusammenschluss der Verkehrsgesellschaften endlich nach vorne zu bringen! Einstimmig stimmte der Rat dem MBI-Antrag zu.

Diese damalige Schlappe der Pöstchenverteiler im Ruhrgebiets-ÖPNV soll nun wieder gut gemacht werden und gleich noch ein Chefposten zusätzlich geschaffen werden!

Dabei liegt das Problem von mangelnder Kooperation und teilweiser Inkompetenz nicht unbedingt nur an den vielen Chefs. Bei der Ruhrbahn fahren Mülheim und Essen entgegengesetzte Konzepte: Während Mülheim weiter Straßenbahnlinien stilllegt, wie zuletzt den sog. Kahlenbergast der städteübergreifenden Linie 104, baut Essen neue Linien wie die City-Linie, für die letzte Woche der erste Spatenstich erfolgte.

Und so geht das Riesenproblem weiter seinen Weg, nur wenig in Richtung von Verkehrswende oder besserer und billigerer Nahverkehr im Ruhrgebiet!

Der grüne Verkehrsminister in Düsseldorf jedenfalls ist noch untätiger als seine zumeist sozialdemokratischen Vorgänger, um die Problematik anzugehen.