Die Pflege zum Wettbewerb pervertieren – und Duisburg macht mit

Ich glaube die Vollversagenden in Duisburg kriegen jedesmal feuchte Hände wenn jemand sie anruft und ihnen irgendeine Preisverleihung oder TOP-Auszeichnung vorschlägt und ist diese noch so bescheuert.

Hat der oder die Anrufende dann auch noch ein vermeintlich gutes Renommee gibt’s Schweißausbrüch bis tief in die Kimme.

Tja und wenn es dann auch noch um eine vermeintlich gute Sache geht und auch noch Geld mitgebracht wird, ist die Freude so groß, dass man wahrscheinlich die Gehirne ausschaltet.

Bei dem was ich jetzt schildere laufe ich natürlich Gefahr in die selbe PR-Falle zu tappen wie die Vorerwähnten. Deshalb nenne ich den Anbieter bzw. die Anbieterin des Preises um den es hier geht lediglich „Clever“. *

Clever ist eine Tochter des Privaten-Krankenversicherungsverbandes (PKV) und Clever führt Pflegeberatungen durch, auf die Krankenversicherte, ob gesetzlich oder privat, einen gesetzlichen Anspruch haben. Kostenlos. Die Beratungskosten übernehmen jeweils die Pflegekassen.

Clever ist seit 2010 mit einem Pflegepreis unterwegs. Dazu macht Clever sich auf die Suche nach Städten bzw. Kommunen die unbedingt die jeweils durchführenden Partner für die Preisvergabe sein möchten. 2023 hat sich Duisburg anscheinend breitschlagen lassen.

Nun will man ab Ende August ein paar Monate lang für die Preisverleihung trommeln und damit Pflegende animieren sich zu bewerben. Eine Jury aus dem städtischen Seniorenbeirat und der Kommunalpolitik, wobei dies in Duisburg fast ein und dasselbe ist, soll dann entscheiden wer die besten Pflegenden unter allen BewerbernInnen sind.

Dies ist grob die Idee. Dafür gibt es dann insgesamt -gestaffelt- rund 11.500 EURO.

Das kann Clever gerne alles zu PR-Zwecken usw. machen, aber ob man als Stadt dabei mitmischen muß, halte ich für äusserst zweifelhaft und fragwürdig.

Tja und dann noch der Wettbewerb als solcher. Gewinnt also der- oder diejenige der oder die das kränkeste Familienmitglied pflegt und dazu selbst auch noch ein Handicap hat oder gewinnt die Person die in einem Monat die meisten Stützstrümpfe bzw. Thrombosesocken gewaschen hat?

So ein Preis und Wettbewerb soll also die Pflege aufwerten? Ganz ehrlich, ich bin überzeugt es machen vor allem Menschen mit die das Preisgeld dringend brauchen. Denen sei es gegönnt.

Alle anderen erweisen der Pflege einen Bärendienst, weil sie nämlich zu etwas verkommt bei dem mir persönlich schlecht wird wenn ich daran denke, dass man damit auch noch Preise gewinnen kann.

Warum wird nicht ein Zusatz-Preis ausgelobt, für alle die am Grab der ehemals zu pflegenden Person am lautesten heulen und die meisten Taschentücher verbrauchen?

Und wer sich nur für eine kompostierbare Billigurne entschieden hat darf gar nicht erst teilnehmen.

Dass Clever gleichzeitig zur günstigen PR und Image-Werbung eventuell auch noch Datenmaterial bekommt sei hier nur nebenbei bemerkt.

Hier alles nachzulesen und zum selbst entscheiden:

https://www.duisburg.de/guiapplications/newsdesk/publications/Stadt_Duisburg/102010100000207782.php

https://www.duisburg.de/allgemein/fachbereiche/Pflegecompass-Engagement-sichtbar-machen.php

 

* Clever im Sinne von „abgebrüht“.