Mülheim/Krefeld: Tausendsassa

Peter Vermeulen(CDU), Mülheims Dezernent für zig Verantwortungsbereiche, der mal von 60 bis 70 Wochen-Arbeitsstunden für diesen Job sprach, hat anscheinend doch noch genug Zeit in der Krefelder Politik ehrenamtlich mitzumischen. In den Krefelder Stadtrat wurde er just gewählt und CDU-Fraktionschef soll/will er wohl noch werden.

Der Mann war schon mal selbstständig, Honorarprofessor, leitend in der Mittelstandsunion tätig, 2015 OB-Kandidat in Krefeld und wer weiß was noch  alles. Der wird das schon wuppen. Das jedoch sehen u.a. die Genossen in Mülheim ganz anders und auch in Krefeld rumort es.

Und die MBI in Mülheim haben ebenfalls ihre Bedenken, wie dieser aktuelle Text belegt:

Ein Beitrag von Lothar Reinhard, MBI-Fraktionssprecher

Peter Vermeulen ist in Mülheim Dezernent für Planen, Bauen, Wohnen, Verkehr, Umwelt und aktuell auch kommissarisch auch für Kultur, bis ein Nachfolger für OB Buchholz als Dezernent gefunden ist. Dass er nun zusätzlich stark in die Kommunalpolitik Krefelds sowohl als Ratsherr, als auch als Bezirksvertreter einsteigen will, sorgt für Unverständnis und Kritik. WAZ: „Dezernent Vermeulen eckt mit Politik-Ämtern in Krefeld an“

Unabhängig davon, ob der Dezernent Vermeulen diese Überfülle an Aufgaben und Verantwortungsbereichen (in neudeutsch „multitasking“) als Person wirklich erfolgreich bewältigen könnte, stellt sich die Problemlage real ganz anders:

Mülheim war bereits vor Corona in einer außerordentlichen Krise mit Hyperverschuldung, ÖPNV-Desaster u.v.m.. Seit Corona haben sich diese Problemlagen verschärft und weitere gravierende Einschnitte und Riesenaufgaben sind hinzugekommen bzw. werden demnächst alle Kraft benötigen, wie etwa die heraufziehende massive Innenstadtverödung, die bevorstehende Pleitewelle und Arbeitslosigkeit, die notwendige Verkehrswende usw.

Die ehrenamtliche Tätigkeit in Rat und Bezirksvertretung der Großstadt Krefeld kann u.E. auch nicht nebenher mal so eben absolviert werden, ohne das Hauptamt zu vernachlässigen.

Vermeulen traut sich laut WAZ das alles zu. Die MBI haben seinen bisherigen Einsatz in den enorm konfliktträchtigen Mammutbereichen seines riesigen Dezernats geschätzt, weil er sich als Verantwortlicher auch vor Konflikten nie gescheut hat. Das wird und kann bei paralleler Ratstätigkeit in Krefeld nicht mehr im gleichen Ausmaß möglich sein. Dabei wird nicht zuletzt auch und gerade in seinem Dezernat in der kommenden schweren Krise mehr und nicht weniger Engagement aller Verantwortlichen vonnöten sein.

Kurzum: Die MBI würden es begrüßen, wenn der Dezernent sich möglichst zeitnah entscheiden würde, wo genau er seine Zukunft sieht,

ob in Mülheim als Dezernent und oberster Chef der für kommunale Entscheidungen wichtigsten Ämter

oder in Krefeld als zukünftiger Fraktionsvorsitzender der größten Ratsfraktion.

Beides gleichzeitig wird ohne gewisse „Kollateralschäden“ kaum gehen. Wenn Herr Vermeulen im Frühjahr 2022 in Mülheim als Dezernent wiedergewählt werden will, wie er der WAZ erklärte, muss er seine politischen Mandate in Krefeld an andere abgeben. Wenn er sich Stück für Stück seine politische Karriere in Krefeld aufbauen will, soll er dies kundtun, damit möglichst rechtzeitig ein geeigneter Nachfolger gesucht werden kann.

Der Volksmund sagt, man könne schlecht zwei Herren dienen.

Die MBI sehen einige Klugheit in dieser Volksweisheit und sie würden es begrüßen, wenn Herr Vermeulen sich für Mülheim entscheiden würde.

 

Schlußbemerkung von mir:

Ich kann solche Leute wie Vermeulen grundsätzlich nicht ausstehen. Ich weiß aus eigener Erfahrung und aus der Erfahrung mit ähnlichen „Machern*innen“, dass es unmöglich ist so viele Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten wahrzunehmen und sauber zu trennen.

Selbst dann nicht, würde man sein Privatleben komplett ausfallen lassen.

Deshalb halte ich auch nicht viel von OBs mit zu vielen Aufsichtsratsposten oder von Landtagsabgeordneten und Fraktionsgeschäftsführerinnen mit Ambitionen auf einen Parteivorsitz.

Vermeulen selbst hat dazu angeblich etwas im Sinne von „Delegieren an Mitarbeitende“ gesagt. Daran stören mich zwei Dinge: Erstens bezahlen wir seine Leute nicht dafür seinen Job zu tun und zweitens sehen wir ja am Beispiel wfbm/Rogg was passieren kann wenn ein OB seinen AR-Posten an einen anderen (Spaniel) delegiert. Wobei die Sache im Laufe der Prozesse (Zivilrecht/Strafrecht) ev. noch für Überraschungen gut sein dürfte.