Flagge zeigen! Warum tritt Link für den CSD ein aber nicht gegen den Krieg?

Gastbeitrag von Jürgen Hagenguth
Um das von vorn herein klar stellen zu wollen: ich möchte keinen Neid aufkommen lassen!  Trotzdem wird man doch noch Fragen stellen können. Zum einen, was Sören Link zum Fahnenträger mutieren lässt, zum anderen, was die Friedensbewegung falsch gemacht hat und ihn seit Jahren nicht als Fahnenhisser auf ihre Seite gezogen bekommt.

Anlass ist der Tag der Mayors for Peace, an dem sich international viele Stadtoberhäupter zusammenschliessen, um an die grausamen Bombenabwürfe am Ende des Zweiten Weltkrieges über Hiroshima und Nagasaki von Seiten der amerikanischen Streitkräfte zu erinnern und gleichzeitig die Abrüstung nuklearer Bewaffnung fordern. Für viele Städte ist der sogenannte Flaggentag damit verbunden, in dem vor den Rathäusern die Flagge „Mayors für Peace“ gehisst wird. Obwohl sich das Friedensforum seit Jahren förmlich darum bemüht den Oberbürgermeister der Stadt Duisburg für die jährlich wiederkehrende Zeremonie zu gewinnen, weigert sich der Oberbürgermeister beharrlich, der Einladung Folge zu leisten und schickt stattdessen lieber einen Vertreter zur Veranstaltung. Dabei geht es nicht mehr oder weniger darum, endlich seitens des Stadtoberhaupts  von Duisburg Flagge gegen die nukleare Aufrüstung und für friedliche Kooperation der Staaten zu zeigen.

Stattdessen unterlässt der Oberbürgermeister keine Situation, um nicht bei Spaziergängen durch die Duisburger Vororte im Blitzlicht der Pressefotografen zu stehen oder auf Photoshootings bei Immobilienmessen den Standort Duisburgs zu preisen. Ebenso lässt er sich den Spaten bei Gewerbegebiet-Erschließungen nicht aus der Hand nehmen, was natürlich auch immer einen Schnappschuss wert ist, um auf die Seiten der Presseerzeugnisse zu gelangen. Jüngstes Beispiel seiner Tätigkeiten ist der Christopher-Street-Day. Die Titelseite einer hiesigen Zeitung zeigt den Oberbürgermeister als extensiven Flaggenhisser. Auf einem weiteren Foto führt der OB den Zug der LSBTIQ selbst als Fahnenträger an. Im Text heißt es dazu: „Bärbel Bas steht sichtbar dazu, dass LSBTIQ-Menschen zu Duisburg gehören. (LSBTIQ) steht für Lesbisch, Schwul, Bi, Trans, Inter, Queer)“. Was treibt also Herrn Link zum Fahnenhissen und zum Fahnenträger auf der Christopher-Street-Day-Party in Duisburg? Als Demonstration für die diesjährige Schwulsein-Party in Duisburg kündigte die Zeitung aus dem Hause Funke-Medien-Gruppe den 27. Juli um 12 Uhr mit Hissung der Regenbogenflagge am Rathaus durch Oberbürgermeister Sören Link an. Ist die Schwulenbewegung in Duisburg tatsächlich in den letzten Jahren als Soziale- und Menschenrechtsbewegung in der Öffentlichkeit in Erscheinung getreten, so dass sich der Oberbürgermeister sich mit seinem öffentlichen Auftritt dem Druck der Straße beugt? Gibt es „geheime“ Verabredungen?

Kommen wir zur zweiten Frage. Was die Friedensbewegung falsch gemacht hat, um bei den Parteien (und hier vorrangig CDU, SPD, FDP, Junges Duisburg, AFD) und auch beim Oberbürgermeister für Ihre Belange kein Gehör zu finden?

Ist die Forderung nach atomarer Abrüstung nicht der richtige Brüller, um ihn hinter seinem Schreibtisch hervorzulocken? Sind die Demonstrationen in Kalkar, in Essen, in Düsseldorf, in Büchel, in Berlin oder in Ramstein nicht ausprägend genug, um in seiner Wahrnehmung Platz zu finden? War nicht genug Party damit verbunden? Nicht bunt, laut und schrill genug? Traf das Bühnenprogramm der Demos nicht seinen Geschmack?

Wir müssen uns in Erinnerung rufen. Die Zeiten, in denen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Einstellungen verfolgt wurden, ist in den mitteleuropäischen Ländern, selbst in den USA, weitgehend Geschichte geworden. Der Kampf in der Christopher Street, als endlich die Gäste einer Bar sich gegen die Polizeiwillkür zur Wehr setzte, war der Auslöser einer längst überkommenen Entwicklung, die viele Menschen von ihrer Ausgrenzung und Unterdrückung befreite. Seit Jahren erlebten wir der Reihe nach Outings bekennender Schwule und Lesben aus Politik, Wirtschaft und aus dem Kulturbetrieb. Die gleichgeschlechtliche Ehe wurde endlich (auch in Deutschland) gesetzlich geregelt. Endlich!

Mittlerweile ist selbst der schwule Außenminister aus FDP-Reihen Geschichte geworden und derzeit regelt ein schwuler CDU-Minister in Deutschland das Gesundheitswesen. Von anderen kann man schweigen, es gibt so viele. Es ist also globaler Mainstream geworden sich heute als Fahnenträger mit einer Regenbogenfahne beim CSD fotografieren zu lassen. Das weiss Herr Link. Und was er noch weiss ist, dass es aufgrund seiner Parteizugehörigkeit nicht schicklich wäre, sich öffentlich für die Abrüstung von Nuklearmunition und gegen die weltweiten Kriegseinsätze der Bundeswehr und der NATO auszusprechen. Zudem seine Parteigenossen bisher zu jedem weltweiten Kriegseinsatz der Bundeswehr ihre Zustimmung gaben, zuletzt in Afghanistan und Kroatien, und dann auch noch beschlossen hatten, Afghanistan angesichts der bedrohlichen Lage in dem Land für Abschiebungen dorthin als sicheres Herkunftsland zu bezeichnen. Erst letzte Woche erschütterten mehrere Anschläge Afghanistans Metropole. Eine mörderischere Politik ist kaum denkbar. Neuerdings überlegt Deutschland die Beteiligung an Kriegseinsätzen vor den Persischen Golf. Da erscheint eine Flaggenhissung „Mayors for Peace“ mehr als kontraproduktiv für den Duisburger Oberbürgermeister. Sein Vertreter, so lieb er ist, hatte dazu auch nichts zu sagen. Also die Regenbogenflagge, die Link am 27. Juli hisste, war nur Teil eines Mayors-Showbusiness.

http://www.mayorsforpeace.org/english/