Gestern jährte sich zum 15. Mal jener Unglückstag der Duisburg so stark verändert und aus der Bahn geworfen hat wie kein anderer Tag in der jüngeren Stadtgeschichte.
Und erneut wurden alle Klischees in den üblichen Medien bedient wie an jedem Gedenktag zuvor. Etwas war jedoch diesmal anders: Bereits im Vorfeld wurde angekündigt, dass die Stiftung24-7-2010 aufgelöst wird und die Stadt sich nun kümmern will. So formulierte es dann auch unser OB gestern Abend in der ARD-tagesschau um 20:00 Uhr.
Und noch etwas passierte: Der Verein LoPa2010 e.V. versandte vorgestern eine denkwürdige Pressemitteilung, die ich gestern bereits veröffentlichte. Darin wurde einiges klargestellt über das ich mit zwei der Unterzeichnenden gesprochen habe, Thorolf Schmidt und Jörn Teich.
„Meine Güte, kann denn nicht endlich mal Schluss sein mit der LoveParade?“ werden sich bzw. mich viele von Ihnen nun vorwurfsvoll fragen. Nein kann nicht und wer bitteschön dieses Themas überdrüssig ist, der möge einfach nicht weiterlesen.
Bei dem Gespräch ging es gar nicht so sehr und zum wiederholten Mal um das Unglück, den Ablauf, nicht um die 21 Toten, die offiziell rund 600 physisch und psychisch Verletzten, die inoffiziell (Dunkelziffer) womöglich 3.000 physisch und psychisch Verletzten sowie rund 30 Suizide im Lauf der Zeit danach die dieses Unglück sozusagen hervorgebracht hat.
Es ging vielmehr darum was eigentlich viel schlimmer war – und bis heute andauert. Die Missachtung und das mangelnde Mitgefühl, die Heuchelei und die Vorteilsnahme derer die nicht betroffen waren sich aber um die Betroffenen kümmern sollten und wollten.
Es ging und geht weiter um einen OB, der mittels billigster Machenschaften, wie die Herausgabe von geschützten und vertraulichen Unterlagen aus dem Landtag an die Presse sowie um die Unterwanderung eines zivilgesellschaftlichen Bündnisses, das sich den Neuanfang für Duisburg vorgenommen hatte, durch seine SPD-Parteigenossen und -genossinnen.
Und es geht um den einen Sündenbock den man anscheinend immer sucht und braucht. In diesem Fall vor allem Ex-OB Adolf Sauerland.
Mit dem 15. Jahrestag des Gedenkens ging gestern also in gewisser Weise eine Ära zu Ende, wobei dieses Ende rund zwei Monate vor der OB- und Kommunalwahl eintritt.
Vielfach erschienen in der Presse aktuell auch Beiträge die uns allen klarmachen wollen, dass es an der Zeit sei abzuschliessen.
Was sicherlich viele Menschen auch begrüssen, die Opfer und Hinterbliebenen wollen ein Ende aber schon seit 10 Jahren. Nur man liess sie nicht. Erst in diesem Jahr endet das Leiden was durch den scheinheiligen Umgang u.a. der Stadtspitze u.a. mit dem Gedenktag zusätzlich hervorgerufen wurde.
Diese Beschreibung und Kritik kommt nicht von mir, sie kommt direkt vom Vorstandsvorsitzenden des Vereins LoPa 2010 e.V., Thorolf Schmidt (53). Der Verein der sich um Betroffene kümmert und der 2014 gegründet wurde, weil Sören Link nicht einfach mit Opfern reden wollte und sich kümmern wollte wenn diese nicht offiziell organisiert waren.
Schmidt kommt aus Hilden, ist selbständiger Handwerker, wurde 2010 schwerverletzt. Mit ihm überein stimmt Jörn Teich (51), mit dem ich immer noch einen Podcast plane, und der eines der bekanntesten Opfer ist, den es aber so schwer traf, dass er seitdem nicht mehr sein normales Leben leben und einer Arbeit nachgehen kann.
Beide stellten in dem Gespräch klar, dass es finanzielle Zuwendungen an Opfer gab, vor allem aus der Unfallkasse des Landes NRW, aber keinesweg in nennenswerter Größenordung. So wurden Behandlungkosten maximal bis zu einer Höhe von 20.000 EURO gewährt. Auch für Bestattungskosten wurde aufgekommen.
Und nach dem Prozess gab es vom Land einen „Trostnachschlag“ i.H.v. pauschal einmalig 5.000 EURO pro Person.
Da das LoPa-Verfahren aber ohne Schuldspruch endete war es niemandem möglich Ansprüche gegen Verurteilte durchzusetzen, weder Schmerzensgeld noch Schadensersatz.
Vielen erging und ergeht es wie Jörn Teich, sie fanden nie ins normale Leben zurück, sind auf Bürgergeld, Sozialleistungen usw. angewiesen. Müssen weiter zu Ärzten, sind bei Psychologen in Behandlung, nehmen Medikamente, leiden weiter und können teils nicht mal unter Leute ohne Angstzustände zu bekommen.
Ganz im Gegensatz zu denen die vom Unglück profitiert haben. Allen voran Sören Link, aber auch Bärbel Bas, Mahmut Oezdemir, Sarah Philipp u.a.
Sie haben aus dem Unglück sämtlichst Kapital geschlagen und Karrieren gemacht. Denn das damals CDU-regierte Duisburg hat sich die SPD sofort wieder unter den Nagel gerissen. Obwohl die Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“ ausdrücklich was ganz anderes wollte. Sauerland war angezählt und sozusagen geliefert, „seine“ CDU liebäugelte fast ohne Zögern mit ihrem künftigen Lakaienstatus der bis heute anhält.
Kein Wunder also, dass sie alle womöglich diejenigen sind, denen ein Ende der Trauer und des Gedenkens in den Kram passt, denn dann werden vor allem sie selbst nicht mehr daran erinnert. Vor allem auch nicht daran wie wenig, nein gar nicht, sie sich persönlich für die Opfer und Hinterbliebenen eingesetzt haben.
Ganz im Gegensatz übrigens zu Adolf Sauerland. Er, Schmidt und Teich schlossen aufgrund vieler persönlicher Gespräche Frieden miteinander. Mit Sören Link will dagegen niemand mehr etwas zu tun haben.
Und die drei tauschen sich weiter aus. Adolf Sauerland hilft wo und wie er nur kann und nach Aussage von Schmidt sei auch er eigentlich ein Opfer. Das sehen allerdings nicht alle Betroffenen so.
Schmidt und Teich teilen die Auffassung, dass Sauerland Fehler gemacht hat aber nicht der Schuldige ist als der er seit 2010 bezeichnet wird.
Für schuldig halten sie aber die Polizei bzw. ganz bestimmte Polizisten aus der damaligen Führungsstruktur, was auch niemals wirklich transparent aufgeklärt wurde. Weder vom damaligen Innenminister Jäger (Jäger90) noch von OB Link, trotz seines eindeutigen Versprechens kurz nach seinem Amtsantritt 2012 in einer Gedenkrede auf der Königstrasse.
Tja, dann wäre ja wahrscheinlich auch herausgekommen welche unrühmlichen Rollen SPD-GenossenInnen beim ganzen Geschehen am Unglückstag und vor allem danach spielten und bis heute spielen.
Wie z.B. eine Frau Bas, die Betroffenen Hilfe versprach aber selbst nie half und auch nicht für Hilfe von Dritten sorgte.
Ein OB der u.a. lieber nur Angehörige statt Opfer neben sich stehen haben wollte.
Eine Frau Kraft die auf juristischem Wege Aussagen von Betroffenen über ihr Verhalten vereitelte.
Stand heute kann man, und das tun Schmidt und Teich, folgendes bittere Fazit ziehen:
Das Unglück vieler besonders und vorwiegend junger Menschen welches weiter andauert, mal in leicht- und mal schwerwiegender Form, war das Glück derer die auf ihrem Rücken a) den politischen Gegner loswurden, Sauerland galt bis dato politisch als Segen für Duisburg, b) Karrieren machten, c) sich nicht um Betroffene kümmerten und d) das gesamte Geschehen nicht aufklärten bzw. nicht an der Aufklärung mitwirkten und diese auch nicht einforderten.
Die nun als obsolet geltende Gedenkfeier, die deshalb zum letzten Mal in dieser Form stattfand war immer nur das Feigenblatt für anscheinend anständiges Verhalten derer die wiedergewählt werden wollen.
So viel zur anstehenden OB- und Kommunal-Wahl.
Wobei ich mir zum Schluß nicht verkneifen kann zu erwähnen, dass Link sich sehr wohl kümmert, um sich, seine GenossenInnen und um Geldgeberrunden für den MSV.
Ich bin gespannt wie er sich mit der Situation arrangiert und wie die Stadt sich nun kümmern will, was sie nach Aussagen von Schmidt und Teich bisher nie gemacht hat.
Und: Ich kann jede Menge Platz für Gegendarstellungen anbieten, falls jemand meint, dass Schmidt und Teich sowie auch ich mit unseren Ansichten falsch liegen.