Jährliche LoPa-Gedenkfeier naht: Diesmal wohl letztmalig in bisher gewohnter Form – Stiftung wird aufgelöst

In wenigen Tagen jährt sich zum inzwischen 15. Mal der Unglückstag der LoveParade. Diesmal dürfte er mit noch mehr Wehmut als sonst verbunden sein. Die Gedenkfeier wird wohl zum letzten Mal so erfolgen wie bisher.

Am Mittwoch, 23. Juli, wird es wie gewohnt die Nacht der 1000 Lichter geben. Dafür wird der Karl-Lehr-Tunnel abends gesperrt.
Die offizielle Gedenkfeier beginnt am Donnerstag, 24. Juli, um 16.45 Uhr mit  22 Glockenschlägen.

Zehn Jahre lang hat die Stiftung Duisburg 24-7-2010 die Gedenktage gemeinsam mit der Stadt sowie dem Verein Bürger für Bürger organisiert, in Zukunft wird nur noch die Stadt übrig bleiben, denn die Stiftung beendet in diesem Jahr ihre Tätigkeit und löst sich auf und auch der Verein zieht sich zurück. Wie das Gedenken an das Unglück künftig gestaltet wird ist noch ungeklärt. Mögliche Veränderungen würden angeblich in Absprache mit der Stiftung erarbeitet und abgestimmt.

Den Stiftungsvorsitzenden Jürgen Widera habe zur Auflösung der Stiftung bereits in den letzten Wochen befragt. Im Gegensatz zu meinen Fragen vor drei Jahren gab er mir diesmal bereitwillig Antworten.

Den gesamten Mailwechsel gibt es hier ungekürzt.

1. Anfrage:

Guten Tag Herr Widera,

gut drei Jahre nach meiner letzten Anfrage, die leider nicht beantwortet wurde, versuche ich es erneut.

Damals(2022) war der Anlass vor allem das 10jährige Amtsjubiläum des Duisburger OB, der auch im Stiftungsbeirat sitzt.

Diesmal sind es die 10 Jahre die die Stiftung nun besteht und wie ich gehört habe soll sie aufgelöst/beendet werden.

Meine Fragen diesmal lauten:

1. Ist es richtig, dass die Stiftung aufgelöst/beendet wird, wenn ja, aus welchem Grund und zu welchem Zeitpunkt?

2. Können Sie eine Bilanz ziehen inwiefern und in welcher konkreten Form der Stiftungszweck bzw. die Stiftungszwecke erfüllt und umgesetzt wurden? Einnahmen woher, von wem / Ausgaben wofür, an wen … usw. usf.

3. Wer bzw. welche Organisation/Initiative wird in die Fußstapfen der Stiftung treten und deren Aufgabe(n) übernehmen bzw. weiterführen?

Mit freundlichem Gruß

DUISTOP
www.duistop.de
Stadtmagazin für Duisburg
Michael Schulze

1. Antwort:

Guten Tag Herr Schulze,

es ist richtig, die Stiftung endet 2025,

da sie – auf Empfehlung der Stiftungsbehörde – als „Verbrauchsstiftung“

mit einer Laufzeit von 10 Jahren gegründet wurde.

Die Einnahmen in dieser Zeit kamen im wesentlichen von der Stadt Duisburg,

der aufgrund eines Ratsbeschlusse bis zu 50.000 Euro jährlich für

die Beratungsstelle, den Jahrestag und die Gedenkstätte zur Verfügung stehen

und die Aufgaben der Stiftung damit gegenfinanziert hat.

Darüber hinaus ist aus Spenden Einzelfallhilfe geleistet worden

(Übernahme von Therapiekosten, juristische Unterstützung).

In Zukunft wird die Stadt DU die Aufgaben der Stiftung wieder selbst übernehmen.

Ich hoffe, ich konnte Ihrer Anfrage genügend nachkommen und grüße freundlich

Jürgen Widera

Stiftung Duisburg 24.7.2010
c/o Haus der Kirche, Am Burgacker 14-16, 47051 Duisburg

www.stiftung-duisburg-24-7-2010.de

2. Anfrage(Nachfrage):

Guten Tag und danke soweit,

ich habe folgende Nachfragen:

1. Wird noch eine Gesamt-Bilanz zum Abschluss erstellt, die detailliert auflistet welche Mittel von wem kamen (Stadt, Spenden, …) und wie diese konkret verwendet wurden?

2. Sie schreiben „bis zu 50.000 EURO jährlich“ die von der Stadt gezahlt wurden. Ist diese Summe tatsächlich nach dem Ratsbeschluss jährlich voll ausbezahlt worden? Wann erfolgte der entsprechende Ratsbeschluss?

3. Jörn Teich ist einer der Stiftungsmitgründer. Haben Sie noch Kontakt zu ihm und wenn ja bestimmt er mit über Mittelverwendungen und hat Einblick in die Bilanzen?

4. Was wissen Sie über eine Spende seitens des MSV Duisburg aus dem Jahr 2011 und deren Verwendung – es ging um rund 100.000 EURO?

=> https://www.msv-duisburg.de/aktuelles/artikel/ONID3493/

Mit freundlichem Gruß

DUISTOP
www.duistop.de
Stadtmagazin für Duisburg
Michael Schulze

2. Antwort:

Guten Tag nochmal,

ich gehe davon aus, dass wir eine Gesamtbilanz erstellen werden, aber nicht vor 2026,

da der Geschäftsbericht und die Bilanz für 2025 – wie für jedes Jahr – erst von der Stiftungsaufsicht geprüft werden muss.

Wann der Beschluss durch den Rat Duisburg getroffen wurde,

weiß ich nicht genau, es war aber relativ bald nach der Katastrophe,

ich vermute in 2011, hatte jedenfalls ursprünglich keinen Zusammenhang mit der Stiftung.

An die Stiftung sind je nach Bedarf Mittel geflossen, im Schnitt pro Jahr rund 40.000 Euro,

die dann belegt und geprüft worden sind.

Herr Teich ist 2016 aus dem Beirat der Stiftung ausgetreten und hat seitdem mit der Stiftung nichts mehr zu tun.

Über die Spende des MSV weiß ich gar nichts, das war weit vor meiner Zeit.

Mit freundlichem Gruß

Jürgen Widera

Stiftung Duisburg 24.7.2010
c/o Haus der Kirche, Am Burgacker 14-16, 47051 Duisburg

www.stiftung-duisburg-24-7-2010.de

 

Schlußbemerkungen:

Die Sache mit dem Benefizspiel des MSV gegen Schalke 04 und den etwas mehr als 100.000 EURO die daraus resultierten sowie deren weiteren Verbleib habe ich zuerst bei der Caritas Essen hinterfragt. Dazu gab es folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr Schulze,

unsere Buchhaltung, der wir Ihre Anfrage weitergeleitet hatten, hat uns zurückgemeldet, dass der Caritasverband für das Bistum Essen e.V. im Februar 2012 60.500 Euro und im Juli 2012 40.800 Euro – in Summe also 101.300 Euro – mit dem Buchungstext „Psychosoziale Nachsorge Loveparade DU …“ an die Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland weitergeleitet hat. Dieses Verfahren wurde vorab in der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (LAG FW), dem Zusammenschluss der Wohlfahrtsverbände in NRW, vereinbart.

Hier finden Sie den Link zur Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland: https://notfallseelsorge.ekir.de/inhalt/rueckblick-nachsorge/. Informationen zur weiteren Verwendung der Gelder müssten die Kolleginnen und Kollegen dort geben können. Ich nehme meine Kollegin YYY bei dieser Mail in Kopie.

Mit freundlichen Grüßen

XXX
Caritasverband für das Bistum Essen e.V.
Referent

Stabsstelle Information & Kommunikation

 

Den weiteren Verbleib dieses Geldes habe ich mit der Stiftung Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche auch bereits geklärt. Hier die Antworten auf mehrere Fragen:

Sehr geehrter Herr Schulze,

hier unsere Antworten auf Ihre Fragen:

1. Sind die beiden Spendentranchen (in Summe 101.300,– EU) von der Caritas an Sie ausbezahlt worden und mit welchem Verwendungszweck versehen worden?
Die Caritas hat die von Ihnen genannte Summe an die Stiftung Notfallseelsorge überwiesen: 60.500 Euro am 17.02.2012 und weitere 40.800 Euro am 26.07.2012, beide Male mit dem Betreff „Psychosoziale Nachsorge Loveparade DU“.

2. Was wurde konkret mit diesem Geld gemacht?
Weil Buchungsbelege nur zehn Jahre aufbewahrt werden müssen, seit diesem Jahr sogar nur noch acht Jahre, lassen sich nicht mehr alle Verwendungen genau belegen. Sicher wurden mit dem Geld aber die Nachsorgetreffen finanziert: der 2. Jahrestag (65.121,23 Euro), das Angehörigentreffen im März 2013 (5200 Euro) und der 3. Jahrestag (29.799,65 Euro).

Die Kosten bei den Treffen umfassten Hotelkosten, Fahrt- und Flugkosten (u. a. China und Australien), Dolmetscherkosten, Aufwandsentschädigungen für das Team sowie Supervisionen. Nach dem Spendeneingang im Jahr 2012 gab es auch noch Ausgaben für ein Treffen zum geplanten Kriegerbau, ein Treffen mit Oberbürgermeister Sören Link sowie für ein Honorar im Rahmen der Selbsthilfegruppe Bründel. 2013 folgten weitere Kostenübernahmen für Honorare der Selbsthilfegruppe sowie die Übernahme von Therapiekosten.

3. Wieviel wurde von diesem Geld und wann wurde diese Geld sowie mögliche weitere Beträge mit Zweckbindung aus anderen Quellen an die Stiftung 24-7-2010 ausbezahlt?
Der Restbetrag aus allen zweckgebundenen Spenden in Höhe von 14.483 Euro wurde am 20.05.2020 mit dem Betreff „Überleitung zweckgebundener Mittel lt. Beschluss vom 14.05.2020 an Stiftung Duisburg 24.7.2010“ überwiesen.

4. Ausserdem gibt es Hinweise, dass der ehemalige LoPa-Veranstalter und GF der Fa. Lopavent, Rainer Schaller, rund eine Mio. EURO als Zweckspende für Opfer und Hinterbliebene an die Ev. Kirche bzw. die Stiftung Notfallseelsorge übergeben haben soll. Ist dies korrekt, wenn ja wann und mit welchem Zweck?
Von einer solchen Spende ist uns nichts bekannt.

Insgesamt lässt sich zu den Spenden bzw. öffentlichen Geldern, die im Rahmen der Nachsorge zur Loveparade-Katastrophe an die Stiftung Notfallseelsorge geflossen sind, Folgendes sagen:

Über die öffentlichen Zuwendungen liegen Bestätigungen der ordnungsgemäßen Verwendung durch die zuständige Bezirksregierung vor.

Von 2010 bis 2019 hat die Stiftung insgesamt 372.942,55 Euro an Spenden vereinnahmt. Von diesen wurden 358.459,28 Euro für Maßnahmen ausgegeben, die dem Spendenzweck entsprechen.

Das Landespfarramt für Notfallseelsorge hat das Projekt später an die örtlichen Systeme abgegeben. Entsprechend hat der Stiftungsrat beschlossen, dass der noch nicht verausgabte Restbetrag aus Spendenmitteln für die Begleitung des Projekts Loveparade in Höhe von 14.483,27 Euro der „Stiftung Loveparade Duisburg 24.7.2010“ überwiesen und damit zweckgebunden verwendet wird (s. Ihre Frage 3). Seither ist die finanzielle Unterstützung und Begleitung des Loveparade-Projekts für die Stiftung Notfallseelsorge abgeschlossen.

Mit freundlichen Grüßen

XXX
Stellvertretender Pressesprecher

Das Landeskirchenamt | Stabsstelle Kommunikation und Medien

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