Technologie-Quartier-Wedau: Die neuesten Pläne und Ankündigungen nach dem UNI-Ausstieg – einfach phantastisch

Für das Baugebiet Wedau-Nord wurden nach dem Rückzieher der UNI DUE (ich berichtete bereits) kurzerhand die Pläne geändert. Nun soll es neben einem Technologie-Zentrum einfach mehr Gewerbeflächen geben, mit dem Ziel einen Wirtschaftsstandort mit Strahlkraft über Duisburgs Grenzen hinaus und über 1.100 neue Jobs zu schaffen.

Yeap, wer will es ihnen vergönnen, so löbliche Ziele zu haben? Nur wie steht es mit den dazu notwendigen Fähigkeiten? Gestern erst berichtete ich über einen Radschnellweg den man seit 15 Jahren nicht hinbekommt.

Heute über das schlechte Abschneiden bzw. Ranking der Stadt in puncto Digitalisierung.

Nun denn: Für die Entwicklung des 26 ha großen Areals des ehemaligen DB-Waggonwerks will die Stadt Duisburg insgesamt rund 157 Millionen Euro Fördermittel aus dem „5-Standorte-Programm“ aufgrund des Kohleausstiegs beantragen.

Die konkreten Pläne für ein Technologie-Quartier wurden bereits im Wirtschaftsausschuss des Rates erstmals politisch diskutiert. Am 23. Juni soll der Rat selbst in einer Sitzung darüber entscheiden.

Laut dieser Pläne soll ein neuer und moderner Innovationsstandort für Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen, für technologieorientierte Unternehmen, insbesondere mit den Schwerpunkten Data Technology, Smart Engineering und Clean Industry entwickelt werden.

Ziel ist es Wissenschaft, Wirtschaft und Technologie eng miteinander zu verknüpfen, so Wirtschaftsdez. Michael Rüscher.

Weiterhin ist die Rede von einer Innovationsplattform für Start-ups und Unternehmen aus Digitalisierung/KI, Industrie 5.0 und nachhaltiger Technologien. Auch das mit Mitteln des 5-Standorte-Programms bereits gegründete Zentrum für angewandte künstliche Intelligenz soll künftig dort residieren.

Die Aufbereitung und Erschließung der Fläche wird einiges kosten, so ist von Gesamtkosten iHv rund 62 Mio. EURO die Rede, wovon allerdings gut 59 Mio. EURO als Fördermittel fließen könnten.

Mit dem Geld soll u.a. für die Zufahrt von der Bissingheimer Straße eine Untertunnelung der Bahngleise gebaut werden.

Die Gesamtkosten schätzt die bereits gegründete Projektgesellschaft, die auch Eigentümerin werden soll, auf rund 114,6 Mio. EURO, die Fördersumme könnte sich gesamt auf etwa 94,6 Millionen Euro belaufen.

Auch die geplante Seilbahn bleibt weiter im Rennen. Vom HBF über die Duisburger Dünen, den Sportpark Wedau, das Technologiezentrum Wedau-Nord soll sie über 5,5 Kilometer bis zum Wohngebiet 6-Seen-Wedau führen.

Tja, ein Radschnellweg wird seit 15 Jahren nicht fertig, der könnte auch gut an das neue Tech-Quartier angeschlossen werden, aber es werden weiter Seibahn-Pläne geschmiedet.

Aber was soll’s, angeblich sind die Prognosen positiv: Schon 2035, so lautet es laut einer Untersuchung der Agiplan Public GmbH, könnten a) eine jährliche Wertschöpfung in Höhe von 104 Mio. EURO und b) 1.159 neue Jobs entstehen.

Aber logo, und das hätte ich gerne schriftlich mit Garantie und wehe die 104 Mio. EURO oder die Zahl 1.159 werden unterschritten. Ich denke man kann locker voraussagen, dass 2035 noch weit hin ist (wenn es bis dahin überhaupt was wird) und sich zu dem Zeitpunkt niemand mehr daran erinnernt was heute alles von wem ausgekaspert und verlautbart wird.

Die Agiplan-Berechnungen würde ich gerne mal sehen. Vor allem weil die Zahlen ziemlich unterkomplex sind. Ich habe sie einem WAZ-Beitrag entnommen. 104 Mio. EURO Wertschöpfung (gewinnbringende Leistungen von Unternehmen – vllt. ist aber auch die Bruttowertschöpfung gemeint), angesichts all der HighTech-Unternehmen die sich dort ansiedeln sollen, klingt für mich ziemlich mager. Da könnte es ja eventuell lohnender sein dort lediglich ein Amazon-Verteilzentrum hinzusetzen oder einen riesigen Solarpark. Dann entstünden jedoch keine Jobs in nennenswerter Zahl.

Wir werden uns allerdings möglicherweise darüber aufregen, dass wir jedes Jahr Millionen EURONEN für den Unterhalt einer halbgaren und klapprigen Seilbahn aufbringen müssen. Millionen die für einen Radweg fehlen.