2022 wurden von der Gebag, von Haniel, von DUISPORT und von der federführenden Firma Green Zero (Dr. Dirk Gratzel) die Projektgesellschaft Urban Zero GmbH gegründet. Nach dem Ausstieg von Initiator Green Zero zum Ende letzten Jahres hat die Gesellschaft ihre Arbeit praktisch eingestellt. Über den Stop des Projekts berichtete ich in dieser Woche bereits.
Das hochgesteckte Ziel: Ein enkelfähiges und umweltneutrales Ruhrort
Als fortführender Verein stellt man sich nun angeblich neu auf. Neu hinzugekommen sind die Stadt Duisburg und die Wirtschaftsbetriebe (WBD). Der Vereinsname lautet „RuhrortPlus“ und steht vollmundig laut Eigenwerbung für eine noch stärkere lokale Verankerung, so die Stadt Duisburg. Und sogar Ministerpräsident Wüst unterstützt ihn.
Zum Vereinsvorsitzenden wurde in der Gründungsversammlung unser allseits beliebter OB gewählt (Ach was?) und zu seiner Stellvertreterin die Umweltdezernentin Linda Wagner.
Tja, Link will in diesem Jahr als OB wiedergewählt werden, also, wie von mir bereits diverseste Male angedeutet, nimmt er alles mit was er an Eigen-PR kriegen kann. Woher er die Zeit für all das nimmt ist mir schleierhaft.
Als Verein formt man nun das Ende der Urban Zero Gesellschaft wunderschön um. Es heisst Green Zero hätte in der ersten Phase vorbereitende Analysen und Planungen abgeschlossen. Eine fundierte Ökobilanz für den Stadtteil sei als erster Meilenstein des Projekts dabei entstanden.
Sorry Leute, aber die Würgereiz ist jetzt schon so stark, ich muss mal eben unterbrechen.
20 Minuten später.
Diese Ökobilanz fungiere als Grundlage für eine Strategie zur zukunftsfähigen Gestaltung des Stadtteils. Zitat aus einem aktuellen WAZ-Beitrag zum Thema:„Die künftigen Maßnahmen konzentrieren sich auf langfristige Verbesserungen im Stadtteil, darunter ökologische Aufwertungen von Flächen, neue Verkehrskonzepte und regenerative Energieversorgung und Gebäudesanierung.“
Und weiter: „Bürgerinnen und Bürger sollen als integraler Bestandteil von RuhrortPlus zur aktiven Mitgestaltung motiviert werden.“
WÜRG, BRECH.
Weitere 20 Minuten später.
Und wenn sie nicht gestorben sind erzählen sie weiter puren Blödsinn. Denn was ist passiert? Nichts, ausser, dass man mich immer abgewimmelt hat als ich mal Genaueres wissen wollte. Insgesamt sechs Mal.
Ich erkläre auch gerne warum ich das alles für Blödsinn halte.
Dazu müssen Sie einen Blick auf diese ominöse Öko-Bilanz für Ruhrort werfen:
https://ruhrortplus.de/web/vorgehen/analyse/ruhrort-lca
https://ruhrortplus.de/Urban%20Zero/web/Analyse/Projektbericht_Diuisburg_Urban%20Zero.pdf
Sie wurde erstellt auf der Basis des seit 1998 angewendeten Greenhouse Gas Protokoll. Einem recht anerkannten Standardverfahren und Leitfaden zur Festellung möglichst sämtlicher CO2-Emissionen. Besonders angewandt in Unternehmen.
Die Bilanz für Ruhrort wurde 2023 veröffentlicht, bezieht sich aber auf das Jahr 2021. Das heisst a) sie ist fast vier Jahre alt und b) sie wurde nicht jährlich weitergeführt bzw. erneuert, denn eine weitere Bilanz nach 2021 habe ich nicht entdecken können.
Zitat aus der 2021er-Bilanz (auf Seite 13 unten):
Die Berichtseinheit der vorliegenden Studie ist „der Stadtteil Duisburg-Ruhrort für ein Jahr, unter Berücksichtigung von Aktivitäten, die auf dem Gebiet des Stadtteils stattfinden“. Als Referenzjahr wird das Jahr 2021 definiert.
Tja Leutchen, jetzt müsst ihr nochmals Geld in die Hand nehmen und ein weiteres Greenhouse Gas Protokoll anfertigen und dann weiter regelmässig alle paar Jahre wieder. Sonst sieht man weder Fortschritte noch Rückschritte und kann auch weder für das eine noch das andere die Gründe feststellen.
Aber, die Stadt Duisburg sitzt ja inzwischen mit im Boot und die benutzt z.B. für Lärmschutzkarten auch mal die Mess-Ergebnisse von vor über 10 Jahren oder rechnet einfach alte Werte per Pi-mal-Daumen irgendwie hoch oder runter. Niemand weiß das so genau, also niemand ausser denen die die Hoch- oder Runterberechnungen erstellen.
Nur antworten diese Leute nie auf meine Anfragen.
Weiter in Sachen Blödsinn. Dazu folgende Frage: Welchen Sinn macht es eigentlich einen Stadtteil, noch dazu Ruhrort, einem solchen Prozedere zu unterziehen?
Die offiziellen Unterlagen (s.o. Links) geben die Antwort auf diese Frage nicht her. Ich vermute es gibt einen Grund, den will man aber lieber nicht offiziell bestätigen, weil er viel mit dem Hauptsitz von Haniel zu tun hat.
Denn es macht viel Sinn wenn Haniel, u.a. mit Beteiligungen im Social Sector oder auch mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit, sein betriebliches Umfeld aufhübscht bzw. aufgehübscht bekommt.
https://www.haniel.de/de/investments/
Nur eine Vermutung von mir, aber hier ein Hinweis (Zitat aus der Unternehmenswebsite):
Nachhaltige Wertschöpfung – Prinzip 1: Enkelfähig – Wir müssen Wert schaffen über Generationen.
https://www.haniel.de/de/investments/#c5858
Oder gucken Sie mal hier:
https://www.impact-factory.de/
Schlußendlich noch hier:
So und nun noch der Hinweis darauf, dass ich bei Haniel bereits kurz nach dem Ruhrort-Projektstart 2022 angefragt hatte ob und wie man denn die Emissionen von Haniel erfasst hat. Tja, bei aller Vollmundigkeit und angeblicher Offenheit die man bei Haniel sonst so an den Tag legt, in diesem Falle gab es keine Antwort(en).
Übrigens, wer die Bilanz von Ruhrort beeinflussen will, sollte mit seinem Diesel-getriebenen Oldtimer desöfteren durch den Stadtteil cruisen, mal gucken ob die Emissionen auch grammgenau erfasst werden und irgendwann mal in einer Ökobilanz auftauchen. Vielleicht werden die dann aber auch der Bilanz von Duissern zugerechnet, weil man in Marxloh 1999 bereits drei Bäumchen gepflanzt hatte und in Röttgersbach beim Grillen in der letzten Woche eine Bratwurst geplatzt ist.
Wer weiß.
Fazit bzw. meine Öko-Bilanz:
Das enkelfähigste Ruhrort und Duisburg würde es geben, wenn Link und Co sowie die SPD nicht mehr das Sagen hätten.
Und ich fände es vertrauen(s)erweckend und -fördernd sowie vorbildlich, wenn die all die Beteiligten die sich so sehr in solch ein Projekt reinhängen zuallererst mal ihre eigenen Ökobilanzen vorlegen.