Loveparade: Vorstandsmitglieder des Vereins LOPA 2010 e.V. haben geantwortet – ein trauriges Kapitel

Im Zuge meiner Recherchen zum 12. Jahresgedenktag an das Unglück und zum 10. Jahrestag des Versprechens von OB Link für transparente Aufklärung zu sorgen, das er nicht eingelöst hat, hatte ich vor dem diesjährigen 24. Juli auch den Vorstand des Vereins LOPA 2010 e.V. angeschrieben und mehrere Fragen an ihn gerichtet. Die Antworten sind mir gestern Abend zugemailt worden.

Hier Fragen und Antworten im jeweiligen Wechsel:

1.) OB Sören Link hat 2012 am 2. Jahrestag versprochen für eine transparente Aufklärung zu sorgen, nur ist seitdem nichts passiert. Auf Nachfrage reagiert er nicht.

Wie beurteilen Sie dieses Verhalten?

Als sehr arrogant und egoistisch und unmenschlich, damit sieht man, dass er niemals Versprechen halten konnte in seinem Leben, er ist ein unglaubwürdiger Mensch.
Dass er Ihnen nicht geantwortet hat ist nix Neues, so geht es uns seit dem ersten Tag. Seine Äußerungen macht er nur zu Selbstdarstellungszwecken.

2.) Hat der OB sich für Betroffene bzw. Angehörige eingesetzt, ev. auch für Gelder oder Hilfeleistungen seitens der Stadt gesorgt und wird der Unglückstag in entsprechenden Ehren gehalten?

Nach unserem Empfinden wurde für die Angehörigen alles gemacht und getan was nur ging:
Es wurden alle Bestattungskosten in voller Höhe ersetzt, Anreise und Unterkunftskosten bis heute ersetzt, am Jahrestag eine 24h-Betreuung seitens des Büros des OBs bereitgestellt sowie hochgestellte Politiker wurden eingeladen und sind erschienen, am 23.07. und 24.07. werden jährlich Gedenkveranstaltungen durch die Stadt Duisburg finanziert. Im Laufe des Jahres trifft sich der OB mit den ein oder anderen Angehörigen zum privaten Abendessen und es gab kleinere Aufmerksamkeiten wie z.B. eine Urlaubszahlung, ein Geschwisterkind bekam eine Einstellung bei der Stadt Duisburg oder ein Umtrunk am Jahrestag mit Kostenübernahme und ein Gedenkgottesdienst für eine Handvoll Angehöriger – PRIVAT in der Salvatorkirche.

Für die Verletzten und Überlebenden gab es in den vergangenen Jahren einen Rollstuhl von der Stiftung und eine Einladung zum Essen am Jahrestag mit OB Sören Link (Nudeln und Suppe), dies ist jedoch schon drei Jahre her. Was uns am meisten gefreut hat war, dass wir, seitdem die Veranstaltung öffentlich gemacht wurde, auch auf die Veranstaltung dürfen, nicht nur Sören Link.
Zu Zeiten von Ex-OB Sauerland wurden die Kosten übernommen, z.B. für die  Hotelzimmer und es gab eine eigene Gedenkstunde für Überlebende und im ganzen Stadtbereich läuteten alle Kirchenglocken (was sehr würdevoll war).

3.) Wie ist die Situation der Betroffenen und Angehörigen zur Zeit am besten zu beschreiben, was wurde von welchen Stellen/Organisationen/Institutionen seit 2010 für sie getan/erreicht/u.ä.?

Die derzeitige Situation, gerade nach Corona, ähnelt einem großen Desaster. Fragt man Betroffene die heute noch unter dem Tag leiden, was in der Sache Loveparade für sie das Schlimmste gewesen ist, empfinden sie die 12 Jahre danach schlimmer als das Unglück selbst. Allein, dass es den Verein LOPA 2010 gibt, obwohl wir gehofft haben, dass die Stiftung ihn überflüssig macht und ersetzt, zeigt, dass wir uns selbst helfen und dass es von außen keine Hilfen gibt. Für die Angehörigen wollen wir vom Verein nicht sprechen da wir nur Leute vertreten die das Unglück überlebt haben. Es gibt jedoch gegenüber der Stadt viel Misstrauen und derzeit viele junge sterbende Angehörige was uns große Sorgen bereitet.

4.) Ist für die Betroffenen und Angehörigen Ihrer Meinung nach die Hilfe insgesamt bisher ausreichend gewesen oder was hätte mehr, besser oder alternativ geschehen sollen?

Es hätte jedem individuell geholfen werden müssen um ein positives Ergebnis zu bekommen, niemand leidet oder trauert gleich, was bei dem einen hilft kann bei dem anderen ein Desaster auslösen. Angehörige sowie Überlebende fallen dadurch in ein Versorgungsloch. Es haben das Land bzw. der Bund bis heute nicht geschafft eine fachkompetente Organisation zu gründen.
Kurz nach dem Unglück stürzte sich die Weltpresse auf die Stadt Duisburg, dass unter diesem Druck dennoch soviel Hilfe angeboten worden ist können wir jetzt erst im Nachhinein erkennen und achten. Nachdem OB Sören Link ins Amt kam und sein Versprechen abgab schlief alles ein. Somit haben wir von diesem OB nix mehr zu erwarten, der unter pubertas tarda wohl selbst leidet und dessen geistigen Horizont alles weit übersteigt.

5.) Wurde den tatsächlich Betroffenen und Angehörigen geholfen oder gab und gibt es auch Trittbrettfahrende?

Grundsätzlich hat die Selbsthilfe vom Land NRW und die Soforthilfe einigen geholfen, allerdings gab es darunter auch viele die es missbraucht haben. Auch gab es einige Trittbrettfahrer.
Diese konnten von der Stadt selbst nie „entfernt“ werden, da ihr Desinteresse im Laufe der Jahre viel zu hoch war um die Leute „auszusortieren“. Es gibt auch heute noch einige Betroffene die das Unglück nutzen um sich selbst darzustellen. Von all diesen Leuten haben WIR uns jedoch getrennt. Sie sind nur das Problem der Stadt Duisburg und werden es auch bleiben!!!

6.) Der Vorstand der Stiftung Loveparade Duisburg 24-7-2010 will mir keine detaillierten Auskünfte geben, weder zu Finanzen und Bilanzen noch zu Hilfen usw. für Betroffene und Angehörige. Wie beurteilen Sie die Arbeit dieser Stiftung – wie u.a. auch die Ausrichtung der jährlichen Gedenk-Feierlichkeiten?

Die Stiftung wurde größtenteils von dem Verein LOPA 2010 gegründet jedoch von der Ev.  Kirche und der SPD-Duisburg missbraucht als Propagandamittel für die Stadt Duisburg. Sie übernimmt die Anreise/Unterkunft und Verpflegungskosten der Angehörigen. Pflegt die städtische Grünanlage (Gedenkstätte) denn die Gedenkstätte ist bis heute nicht offiziell anerkannt und gilt als private Grünfläche der Stadt Duisburg.
Sie veranstaltet ihre Party jedes Jahr am 23. und 24. am Unglücksort und was sie des Rest des Jahres tut außer Kaffeetrinken ist uns leider nicht bekannt.

Wir haben zu dieser Propagandastelle der Stadt Duisburg keinen Kontakt mehr!!!
Auch ignorieren wir alle Aktivitäten die sie veranstaltet was zeigt und aussagt dass noch viel mehr Verletzte erscheinen würden.
Ein Mittagessen mit Adolf Sauerland sowie ein eigenveranstaltetes Treffen unter den Betroffenen ist nun zum traurigen Ritual geworden, da der Ort für uns von falschen Menschen besetzt wird um trauern zu können. Ein würdevolles Gedenken benötigt keine Politiker die Wahlkampf machen, Stiftungsangehörige die sich 2mal im Jahr zur Schau stellen, Security die eine Handvoll Menschen beobachtet wie sie damit kämpfen ihre Tränen zu unterdrücken und Anstand zu bewahren.

Hochachtungsvoll und mit freundlichen Grüßen

Thoralf Schmidt
(1. Vorstandsvorsitzender der LOPA 2010 e.V.)
Sarah Vogt
(2. Vorstandsvorsitzende der LOPA 2010 e.V.)

 

Nachtrag:

Diesen Artikel habe ich etlichen PolitikernInnen zugemailt – u.a. auch dem MdL Frank Börner.  Er hat mich prompt gebeten ihn aus dem Mailverteiler zu nehmen.