Stadtmarketing: Echt blamabel.

Heissa dachte ich vor einigenTagen als ich mich bei DuisburgKontor zum gestrigen Abend-Event „Stadtmarketing für Duisburg“ anmeldete. Ich erwartete zumindest die Möglichkeit Fragen stellen zu können und nicht als unangenehmer Reinrufer stören zu müssen. Das hatten die Veranstalter dann wohl vollkommen verhindert. Fragen stellen war nicht vorgesehen, dafür natürlich nach einigem Geplänkel wie üblich Gruppenarbeit. Reingerufen hab ich nicht, ich war irgendwie zu müde und mit meinen Gedanken woanders. Gepackt hat mich nichts.

Aber von vorn.

Eingeladen war die Bürgerschaft Duisburgs in die Mercatorhalle um am Stadtmarketing-Prozess teilzunehmen. Gekommen sind geschätzt 150 Leute.

Nach Begrüssungen durch eine Moderatorin, sowie Herrn Link und Herrn Kluge von DuisburgKontor, gings los.

Dazu bedurfte es für die absoluten Laien, zu denen ich nicht zähle, erstmal einer Art Einführung ins Thema. Die übernahm ein Prof aus Stade, namens Enno Schmoll, der ganz lustig einige Filmchen vorführte wie man denn Stadtmarketing aus filmischer Sicht nicht oder eben doch machen sollte. Authentizität sei das Gebot der Stunde, d.h. nichts versprechen was man nicht halten kann. Aus dem Grunde schwärmte er auch von dem Werbefilm für die Stadt Norden im Norden, denn darin nuschelte ein Hamburger(!!!) Schauspieler(!!!) im Fischergewand mit wiederum geliehener Stimme von jemand anders was typisch Nordisches ins Mikro. Ob man sich später noch an die Stadt Norden erinnert oder an den Norden ist die Frage. Ich dachte an ein Jever Pilsener.

Geschenkt. Herr Schmoll hatte einige Lacher und gut is‘.

Danach gabs eine Podiumsdiskussion die mit Sören Link, Alexander Kranki (Krankikom und Wirtschaft für Duisburg e.V.) sowie der Direktorin vom IntercityHotel Veronika Henschel-Grontzki und einer Filmemacherin (wie passend, weil wir ja gerade Filmchen gesehen hatten, ich wette die macht den nächsten Imagefilm für Duisburg) namens Trang Vo Thi ziemlich qualitätsdünn und wenig themenadäquat besetzt war. Ein wenig BlaBlaBla. Ende.

Witzig, dass Link vom Landschaftspark schwärmte, was die junge Filmemacherin später lakonisch sinngemäß mit einem „nun ist aber mal gut mit Landschaftspark“ goutierte. Nun macht sie den Image-Film doch nicht.

Ich musste das erste Mal gähnen und meine Augenlider wurden schwer.

Dann  folgten ein paar Charts von Herrn Kluge zum weiteren Prozess-Ablauf mit den Worten man sei ja mitten drin im Prozess usw., unterbrochen von seinem Kollegen Homann der kurz mal die inzwischen in einem Ausleseprozess von neun Agenturenpräsentationen drei übriggebliebenen Agenturergebnisse für ein neues Logo  vorstellte. Dieser sogenannte Pitch ist wohl in den letzten Wochen unter der Ägide von DuisburgKontor, die sich die Stadtmarketing-Sache als 100% Duisburg-Tochter unter den Nagel gerissen haben, abgelaufen. Sechs Agenturen sind also aus dem Rennen. Im Rennen sind noch drei, alle aus Duisburg, immerhin.

Ganz kurz durften wir einen Blick auf die drei in der Auswahl stehenden Werke werfen.

Besonders.Duisburg.

Duisburg ist echt.

Duisburg.Echt.Gut.

Damit kann man nun einige Wortspiele treiben, wie von Herrn Homann angedeutet, den Agenturen rate ich sich die passenden Domains zu sichern.

Der erste Slogan ist als Domain nicht gesichert. Mit und ohne „-“ nicht.

Ebenso Duisburg.Echt.Gut nicht als www.duisburgechtgut.de. Mit Bindestrichen ist die Domain vergeben.

Stand: 1.20 Uhr.

Duisburg is‘ top = DUISTOP war nicht dabei, war aber auch nicht zum Pitch eingeladen.

Es folgte die Ankündigung nun zur Gruppenarbeit überzugehen und ein paar Häppchen zu geniessen, weshalb ich fluchtartig die Veranstaltung verließ. Ich wollte mein Jever.

Was habe ich mitgenommen? 1. Die Intercity-Chefin lobte die Veranstaltungen Friss-und-Beer etc. von DuisburgKontor in der City weil dadurch kämen immer mehr Fahrradtouristen nach Duisburg, weshalb man auch einen hoteleigenen Fahrradkeller hätte. 2. Es gibt drei Sloganvorschläge, wobei mich das Wort „echt“ an die Link-OB-Kampagne von 2017 erinnerte:

https://www.h2m.de/portfolio-items/kommunalwahlkampf-2017-fuer-soeren-link/

Ich muß aber sagen, die Slogans find ich nicht so übel. Reicht aber natürlich nicht um ein komplettes Stadtmarketing zu tragen.

Ob die vielen Touristen denn  auch hier hinziehen wollen oder hier einen Laden aufmachen wollen oderoderoder erfuhr ich nicht. Aber immerhin, das InterCity ist auch am Wochenende gut ausgebucht.

Fazit:

Die von mir erwartete Ist-Analyse (pro-contra), das Agenturbriefing, ein Budget/Etat, eine Liste von Stakeholdern und Geldgebern die man bereits im Vorfeld akquiriert hat, undundund … alles Fehlanzeige.

Auch meine Erwartungen wie denn Bevölkerungsteile,- schichten, -gruppen udgl. in den Marketing-Prozess eingebunden werden, die der Prozess zwar alle betrifft, sie aber in der Vergangenheit nicht einbezog, die aber maßgeblich beteiligt sind (Beispiel: Migranten, Asylanten, aber auch Langzeitarbeitslose, Nichtseßhafte/Wohnunglose,  Menschen die nicht dauerhaft hier leben sich aber hier aufhalten (zB LKW-Fahrer)), wurden nicht erfüllt.

Ich hätte gerne sehr viel mehr erfahren, wenn ich denn dazu hätte kommen können Fragen zu stellen. Aber Fehlanzeige. Ich glaube auch nicht das irgendjemand mir meine Fragen hätte sinnvoll beantworten können.

Ich hätte es auch lieber gehabt die drei Agenturen hätten die Podiumsdiskussion geführt.

So, ich mach mir jetzt mal Gedanken um einen Slogan. DUISTOP will ja keiner, obwohl der auch gut kombinierbar ist:

Du is‘ top leben, wohnen, einkaufen, shoppen, parken, …

Man merkt hoffentlich, ich hab mir dabei schon was gedacht. ;-)))