Leserbrief zu Duisburgs Innenstadt

Visionen des 5. Innenstadt-Dialogs
Sehr geehrte Redaktion von DUISTOP,

es ist für mich nicht mehr zum Aushalten, was ich ständig über den Innenstadt-Pakt lesen muss. Ich habe jahrelang im Einzelhandelsumfeld gearbeitet.
Es ist auch nicht zum Aushalten, dass jeder Pressevertreter das dort Vorgetragene, ohne das eine oder andere zu hinterfragen, quasi als die Erfindung der „eierlegenden Wollmilchsau“ darstellt.
Außerdem wird das Thema „Attraktivierung der Duisburger Innenstadt“ seit tatsächlich mehreren Jahrzehnten immer wieder durchgekaut (ich erinnere hier mal an Multi Casa). Dann werden Standortanalysen von Unternehmensberatungen durchgeführt, dann werden Gutachten erstellt, Workshops durchgeführt, Architekten beauftragt usw. und immer wieder aufs Neue. Es ändert sich aber nichts!!! Die Händler und Gastronomen klagen, die Stadtvertreter und Institutionen wie IHK und EHV lamentieren und legitimieren sich damit irgendwie selbst. So wie zuletzt wieder im Pakt für die Innenstadt.
Es sitzen also fünf Arbeitsgruppen bestehend teils aus hochbezahlten städtischen Mitarbeitern für die „Ideenfindung“ von konkreten Maßnahmen zur Attraktivierung der Duisburger Innenstadt zusammen. Das Ergebnis ist für mich ein Witz und eine Beleidigung von halbwegs mitdenkenden Bürgern, die tatsächlich noch mit Interesse am Stadtgeschehen teilhaben.
Ich muss nicht wochen- und monatelang über das Erscheinungsbild diskutieren und dann Blumenkübel aufstellen und Stromkästen besprühen. Das kann man auch in einer morgendlichen Besprechung hinbekommen.
Das Streetworker sich um die „Szene“ kümmert halte ich für gut, allerdings ist das keine Besonderheit, die die Stadt Duisburg hier bietet. M. E. ist das selbstverständlich, dass sich um solche Personenkreise mit geeignetem Personal gekümmert wird. Das wird übrigens in sehr vielen Städten und Gemeinden so gehandhabt. Das hat aber was mit Fürsorge für die betroffenen Randgruppen zu tun.
Der Parking Day ist ja wohl ein Witz. Was stellt man sich da vor? Dass an einem Tag im Monat sich die Leute um die Parkplätze prügeln, weil sie mal kostenlos sind? Was ist mit den anderen Tagen? Ich erinnere mich gut daran, dass bis 2010 die Parkräume nur bis 17.00 h bewirtschaftet wurden. Und was ist mit denen die per ÖPNV kommen?
Und kein Student kommt anlässlich von Studi-Tagen in die City. Die Innenstadt ist einfach öde. Es fehlt an entsprechenden Szene-Kneipen und Locations. An Einzelhandelsgeschäften, die junge Menschen ansprechen und ich meine hier nicht die Billig-Mode-Läden, sondern Geschäfte, die ausgefallene und individuelle Waren verkaufen, zu „Studenten“-Preisen.
Zum Vorschlag „bessere Radwege“ möchte ich einmal anmerken, dass diese in der gesamten Stadt von Nöten sind.
Die von Frau Bungardt angesprochenen Feste gibt es schon seit Ewigkeiten und die Nachbarstädte feiern auch nicht schlecht. Das ist nichts besonderes, sondern Standard.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass nach Umsetzung der „erarbeiteten“ Maßnahmen auch nur ein Kunde zusätzlich die Innenstadt besucht. Für mich sind das alles Selbstverständlichkeiten.
Und jetzt noch Fragen zur Finanzierung: Wo kommt das Geld her für die Maßnahmen? Wird das alles zu 100 % von der Stadt getragen? Ich sehe ja ein, wenn ein gewisser Teil übernommen wird, die Händler zahlen ja Gewerbesteuer, andererseits schlage ich vor, dass die Kosten aus den Mitgliedsbeiträgen der IHK und dem Einzelhandelsverband bezahlt werden. Auch die Einzelhändler und Gastronomen sollten sich direkt an der Finanzierung beteiligen, sie werden ja schlussendlich durch höhere Umsätze den Nutzen haben.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie auch meine kritische Betrachtung der Situation veröffentlichen.

Bianca H.

Die Verfasserin ist der Redaktion bekannt.