Mülheim: Das ÖPNV-Desaster und die Medien.

Ich verfolge regelmässig was sich in der Nachbarstadt an der Ruhr abspielt. Dort schlägt sich seit Jahren bereits die MBI(Mülheimer Bürger-Initiativen) mit den Versagern an der Stadtspitze rum. Mülheim ist übrigens auch ROT am Ende der Fahnenstange.

Zur Zeit geht es hoch her in Sachen ÖPNV. Dazu gibts einen aktuellen Beitrag von Lothar Reinhard (MBI), der im Rat der Stadt Mülheim sitzt. Besonders die Medien kommen in seinem folgenden Beitrag gar nicht gut weg. Ich empfehle allen Duisburgern deshalb vor allem die letzten drei Absätze (ganz unten) zu lesen.

Das nicht mehr zu leugnende Mülheimer ÖPNV-Desaster und die Medien: Seriösität Fehlanzeige?

Fast zwei Wochen hat die Mülheimer WAZ gebraucht, um einen Artikel zu den hochbrisanten ÖPNV-Plänen im herunter-gewirtschafteten Mülheim zu machen. Dabei hatte ein WAZ-Redakteur ein Schreiben des RP an die MBI  bereits vorab exklusiv bekommen, doch er wurde anscheinend zurückgehalten von seinem Redaktionsleiter, weshalb die MBI dann später das RP-Schreiben nochmals an die Lokalmedien und auch an die gesamte WAZ-Redaktion schickten. Der Redakteur machte daraufhin noch einen zusätzlichen Termin mit dem MBI-Nahverkehrsexperten und danach erschien dann der Artikel:  „Steht die Linie 104 vor dem Aus?“ Schon die Überschrift zeigt den gesamten Versuch der deutlichen Verengung der Thematik durch die Lokalredaktion, denn das irrwitzige Vorhaben der Stadt mit der geplanten Stilllegung der Strassenbahnlinie 104 ist seit mindestens fünf Jahren immer wieder Thema und bereits mehrfach hat der RP sagen müssen, dass hohe Rückzahlungen ans Land anstünden.

Seit Frau Ex-OB Mühlenfeld (SPD) mit ihrem damaligen Referenten Mendack (heute Kämmerer) in 2011 einen „Systemwechsel“ beim ÖPNV verkündeten, sprich „Bus statt Bahn“, wurden bereits Bahnen stillgelegt wie der Flughafenast der 104 (illegal und bei Nacht und Nebel), sodann der Nordast der 110. Eingespart wurde jedoch nichts, im Gegenteil. Für inzwischen fünf sauteure Gutachten für diesen Irrweg des „Systemwechsels“ wurden Millionen verballert, alle für den Papierkorb. Und nun ist die nächste Runde von Salamitaktik angekündigt in der Hoffnung, dass das Land auf Rückzahlungen nach Recht und Gesetz einfach verzichtet, weil Mülheim doch so pleite ist (richtiger: abgewirtschaftet hat).

Der gesamte WAZ-Artikel befasste sich fast überhaupt nicht mit dem Schreiben des RP inkl. des großen Skandals, dass die Straßenbaumaßnahme „Ruhrbania Baulos 1“ mit Einbeziehung und Überbauung der Ruhrstrasse als Hauptverkehrsstrasse zum nicht unwesentlichen Teil über ÖPNV-Zuschüsse als „Beschleunigung der Straßenbahnlinie 110“ finanziert wurde, aber seit 2008 (!) bis heute nicht abgerechnet ist! Mit den MBI-Argumenten befasst sich die WAZ fast überhaupt nicht, verstümmelte diese nur zu zwei Halbsätzen als Alibi. Das ist bereits Journalismus der unteren Kategorie. Im Netz war der Artikel dann bereits nach wenigen Stunden wieder verschwunden und selbst im Archiv der WAZ ist er nicht mehr auffindbar. Dafür kommentierte der Chefredakteur dann in einem folgenden Samstagskommentar die Misere so: „Andere Städte investieren in den Nahverkehr, schließlich will das Klima gerettet werden. Mülheim klinkt sich aus: Die Stadt will massiv sparen. Jetzt sickern die ersten Pläne zur Umsetzung durch: Es soll die Straßenbahnlinien treffen …“ Gähn, das gleiche hat die WAZ alleine in den letzten drei Jahren bereits mindestens 10mal geschrieben, doch was soll’s, nur ja sich nicht mit den vorliegenden Fakten und Aussagen ernsthaft befassen und möglichst nur der vorherrschenden Logik folgen, so sehr dies auch längst bekannter Unfug sein mag. Und ja, das Grundübel der Kirchtürmelei schön außen vor lassen. Alles andere könnte nicht zuletzt den von der WAZ bevorzugten lokalen Grünen schaden und irgendwie passt dann alles in die geliebte „Fridays for Future“-Story der Mülheimer WAZ, wofür trotz der nur noch Mini-Beteiligung in den Ferien wieder ein großer Artikel erschien.

Nach dem oben genannten WAZ-Artikel meldete sich auch die ansonsten meist ignorante Lokalzeit Ruhr des WDR aus Essen für ein Interview mit dem MBI-Nahverkehrsexperten. Doch deren Beitrag war noch schlechter. Irgendwelche Statements von „Experten“, die die Lage vor Ort nicht einmal kennen, und das Herunterbeten von Klischees hilft niemandem wirklich weiter. Von dem längeren MBI-Interview blieb nur eine minimalistische Kurzaussage zum Umweltschutz.

Dieses gebührenfinanzierte Lokalfernsehen trägt genau wie die WAZ entscheidend zum rasanten Zerfall und Niedergang der Ruhrgebietsstädte bei, denn sie sind Hauptgaranten für das Weiterleben der schwerkranken Kirchturmspolitik!

Nein, diese irgendwie verirrten Medien verbreiten keine richtigen Fake News, sie versuchen nur, das Gesamtbild so zu manipulieren, dass weder die schweren Fehler der Vergangenheit, noch das wirre Durcheinander der Gegenwart inkl. der massiven Rechtsbrüche erkennbar werden.

Leider ist das unverkennbare ÖPNV-Desaster in der Katastrophenstadt mit Ruhr nicht das einzige Beispiel, bei dem man an Seriösität und journalistischer Sorgfaltspflicht der Lokalmedien inkl. des WDR-Fernsehen mitunter stark zweifeln bis verzweifeln kann.
L. Reinhard, MBI-Fraktionssprecher