Offener Brief an Sarah Philipp zur Wohnungspolitik in Duisburg

Offener Brief an Sarah Philipp von B. Hübner*

Sehr geehrte Frau Philipp,

mit Erstaunen lese ich auf der SPD-Duisburg-Seite, wie vehement Sie mehr bezahlbaren Wohnraum in Duisburg fordern. Mindestens 100.000 Wohnungen müssen her.

https://spd-duisburg.de/duisburger-spd-abgeordnete-die-mieten-muessen-runter-haende-hoch-fuer-den-mietenstopp/

https://spd-duisburg.de/sarah-philipp-nrw-braucht-einen-sozialen-neustart-in-der-wohnungspolitik/

Aber ist es nicht gerade Ihre Partei, die in Duisburg durch geplante Wohnprojekte, hier: 6-Seen-Wedau, Am alten Angerbach, Mercatorviertel, Duisburger Dünen und Rahmer Buschfeld, zwar viele Wohnungen und Häuser bauen lassen will, aber nicht für sozial schwache Bürger, noch nicht mal für die mit einem mittleren Einkommen? Hier wird doch auf Zuwanderung aus Düsseldorf, Ratingen und Umgebung spekuliert. Neubürger mit einem guten Einkommen, die sich aber nicht unbedingt das mondäne Düsseldorf leisten können.

Die SPD und Sie inbesondere hätten sich doch dafür einsetzen müssen, dass hier auch die „einfachen“ Bürger bezahlbaren Wohnraum finden, die jetzt schon mehr als 30% ihres Einkommens für die Miete aufbringen müssen. Sie beziffern diese Zahl aktuell mit 48% Anteil an der Bevölkerung. Das ist ja schon der Hammer. Der Anteil des sozialen Wohnungsbaus in den neuen Projekten beträgt gerade mal 5%. Das ist doch ein Witz bzw. eine Unverschämtheit!!! Die Bauträger der genannten Projekte sind doch nur auf Profit aus und ist das nicht noch ein Punkt, den Sie bekämpfen wollen? Spekulanten? Was ist mit den systemrelevanten Bürgern, z. B. den in der Pflege tätigen MitarbeiterInnen, den PolizeibeamtenInnen, den VerkäuferInnen bei Edeka & Co.? Diese Personenkreise werden sich vielleicht am Rande der neuen Bauvorhaben ein kleines Zuhause leisten können, wenn die Ansprüche eben nicht so hoch sind.

Wirklich Frau Philipp, die Aussagen, die Sie hier machen, kann man doch nicht ernst nehmen. Wer kauft Ihnen das noch ab? Ich für meinen Teil betrachte die SPD mit ihren im Wahlkamp ach so lauten Forderungen nach Chancengleichheit, sozialer Gerechtigkeit und Förderung von den Schwachen, keiner soll zurückgelassen werden usw., als Frechheit. Die SPD hat es seit Jahren in der Hand zumindest hier in Duisburg für mehr soziale Gleichheit zu sorgen. Und schieben Sie nicht alles auf die „Problemviertel“! Denn auch die haben Sie ja erst zugelassen. Hier hätte man von vorneherein mit offenen Augen die neuen Bürger anders unterbringen müssen, auch entgegen den Protesten der Bürger im Duisburger Süden (wohnen Sie nicht auch dort?). Die Situation in einigen Stadtteilen hätte entzerrt werden können und müssen.

Aber trösten Sie sich, die CDU ist nicht besser. Ich halte mittlerweile die Politiker für nicht mehr daran interessiert, zum Wohle der Bürger zu arbeiten, sondern nur zum eigenen Wohle. Zu diesem eigenen Wohl gehört natürlich auch, dass immer noch einige Bürger Ihnen Glauben schenken – denn die Hoffnung stirbt eben zuletzt – und dankbar und hoffnungsvoll zu Ihnen aufschauen. Glauben Sie eigentlich selbst, was Sie so verkünden? Lachen Sie sich nicht nach den Sitzungen tot über die dämlichen Bürger?

Trotz meiner harschen Kritik erwarte ich eine Antwort.

Schöne Grüße
B. Hübner

P.S.:

Ich werde mein Schreiben an die Presse als offenen Brief weitergeben. Ich bin es jetzt leid, mir die Wahlwerbung der Parteien und ihrer Vertreter weiter anzuhören und lesen zu müssen.
Mein Wunsch ist übrigens, verkündet nur das, was auch zu halten und realistisch ist, damit die Bürger wieder Vertrauen in die Politik haben können!

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LESETIPP der DUISTOP-Redaktion:

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/marco-buelow-wir-haben-keine-echte-demokratie-mehr-a-f930d2c9-af97-4b69-a0ec-47f133118272

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*Die Verfasserin ist der Redaktion bekannt.