Handzahm bis einschläfernd – genau das Richtige für Fans gepflegter Konversation

Im 2. Teil des Jahresrückblicks von studio47 und spruchreif-Moderator Mario Mais mit OB Link, den 1. Teil habe ich bereits vor rund einer Woche kommentiert, erfährt man nachdrücklich, dass Link anscheinend tatsächlich Ambitionen hat ‚rüberzukommen wie ein Werbeprospekt-Vorleser. Er kannte wohl im Vorfeld schon alle Fragen und hat die Antworten auswendig gelernt.

Bei einer Dauerschleife ist das Interview so blutdruck-senkend, dass ein Exodus möglich ist.

Mais „fährt“ mit ihm gedanklich über fast alle aktuellen Schau- und Bauplätze, lässt aber wohlwollend wie immer die eher kritischen Themen aus. The Curve fehlt gänzlich. Ein neues Verwaltungsgebäude soll ev. entstehen, so Link, nur wo erfahren wir nicht. Zumindest sind keine städtischen Büros in einem der beiden neuen City-Torhäuser von Axel Funke angedacht. Beim Thema Corona fehlen die Probleme des Gesundheitsamtes und die teilweise missverständlichen Corona-Regeln der Stadt (https://www.nrz.de/staedte/duisburg/verpatzte-verordnung-der-stadt-duisburg-verunsichert-id231181630.html) werden auch nicht angesprochen. So kann Link seine übliche Leier abspulen wie Klein-Hänschen beim Weihnachtsgedicht-Aufsagen vor Oma Käthe und Tante Lisbeth.

Zumindest erwähnt Link ein wenig wehmütig, dass das Mercatorviertel nicht vorankommt, die Totalsanierung des Bahnhofs, speziell des Dachs, auch nicht, aber alles ist erklärbar und irgendwie auf einem guten Weg.

Die City ist auch ganz passabel, dank Blumenkübeln und Pflasterung, wobei letztere eher ein Witz ist. Die leidigen Terrorpoller blieben besser vollkommen unerwähnt.

https://youtu.be/8e_n7bIkNaY?list=PLj9RlV6qomR6KdnYYBM-jPqXs0oeDraYK

Sakral-gruselig einsam, während andere munter lustige Social-Media-Posts posten, kommt Duisburgs angeblich besorgter Corona-Hardliner-OB in seiner diesjährigen Weihnachts-Videobotschaft ‚rüber.

https://youtu.be/7STrg4mAt0M

Beim Teil im Theater habe ich spontan überlegt wieder in die Kirche einzutreten und Messdiener zu werden.

Mich wundert allerdings , dass man ihn nicht auch inmitten der MSV-Arena drapiert hat. Ein langanhaltender Zoom von der Tribüne auf den Mittelpunkt, ein hemdsärmlicher Mann auf einem Stuhl im Mittelkreis. Im Hintergrund die Bandenreklame mit „Duisburg ist echt!“ und „Glück auf!“. Oscar-verdächtig.

Dass viele z.Z. Probleme damit haben sich in den von ihm bespielhaft gezeigten Locations nicht mehr treffen zu können mag ja traurig sein, aber deutlich zu wenig erwähnt bleiben die vielen Kranken die teils einsam und allein in diesen Tagen auf Intensivstationen und anderswo sterben müssen.