In Mülheim und im Ruhrgebiet: ÖPNV endlich zusammenlegen

Beitrag der MBI Mülheim (www.mbi-mh.de)

Seit Jahren fordern die MBI, dass im „Armenhaus Deutschlands“, dem Ruhrgebiet, endlich die Kirchtürmelei vor allem im ÖPNV angegangen wird. Nichts passiert, weil keine Düsseldorfer Regierung das in die Hände nehmen will, egal ob Rot-Grün oder Schwarz-Gelb.

Egal, ob keiner das letzte große Refugium für Pöstchen u.ä. gefährden will oder was auch immer: Wenn das Revier wieder auf die Beine kommen will, reicht es nicht, nach weiteren Subventionen zu rufen und einen großen Schuldenerlass durchzuführen, es muss sich auch innerhalb der Metropole Ruhr strukturell einiges ändern. An erster Stelle gilt das in Zeiten anstehender Verkehrswende für den Nahverkehr, der in der „Stadt der Städte“ bekanntlich sehr teuer und wenig effektiv ist. Schon länger ist das in allen Sonntagsreden bekannt und die Woche über vergessen. Also wird weiter gewurschtelt, werden schöne Broschüren erstellt, Gutachten in Auftrag gegeben und kluge Worte abgesondert, nur geändert wird nix.

Immerhin ist das Ruhrgebiet mit über 5 Millionen Menschen der größte Ballungsraum Deutschlands, doch auch die jetzige Landesregierung traut sich nicht heran, warum auch immer. Auf Ruhrbarone hat jetzt Björn Wilmsmann, ein IT-Unternehmer, eine Petition zur Neuorganisation des ÖPNV im Ruhrgebiet an den Landtag geschickt. Er fordert möglichst viele Menschen auf, seinem Beispiel zu folgen. Mehr s.u.

Das Desaster mit dem Kirchturms-ÖPNV im Ruhrgebiet

Es sind längst Binsenweisheiten, dass

1.) die Zersplitterung des ÖPNV im Ruhrgebiet ein wesentlicher Standortnachteil ist und

2.) dass die vorherrschende Kirchturmspolitik von allesamt hoch verschuldeten Teilstädten die überfällige Fusion der diversen Nahverkehrsgesellschaften verhindert, soweit und solange nur möglich.
Deshalb kann und wird eine wirkliche Verbesserung nur möglich sein, wenn die Landesregierung die Initiative aktiv in die Hand nimmt. Mülheim z.B. als heillos überschuldetes Städtchen mittendrin mit einem desolaten ÖPNV könnte und sollte dem Land signalisieren, dass man bereit ist, und zwar jetzt und nicht erst auf St. Nimmerlein.

Dazu hatten die MBI z.B. Mitte 2018 erneut einen Antrag für Mobilitätsausschuss und Rat gestellt, vgl. hier. Doch der Ausschuss weigerte sich, darüber abzustimmen und im Rat wurde der Antrag gleich von der TO verbannt! Mehr in http://www.mbi-mh.de/2019/03/13/das-desaster-mit-dem-kirchturms-oepnv-im-ruhrgebiet/ So ist die Realität im Kirchturm, fast überall ähnlich, wenn auch nicht immer derart extrem und dilettantisch wie in Mülheim.

Mehr zum Thema findet man auch in einem 45-minutiger Fernsehbericht des WDR vom 15.9.14: „DieStory – Endstation – Kollaps im Nahverkehr“ auf youtube hier

Aufgrund der untragbaren Zustände im Nahverkehr im Ruhrgebiet sollten viele den Petitionsausschuss des Landtag einschalten. Das geht über https://www.landtag.nrw.de/home/petitionen/online-petition.html 

Petition: „Der ÖPNV im Ruhrgebiet gehört zu den teuersten der Welt“

In Ruhrbarone am 5. Januar 2020 http://www.mbi-mh.de/2019/03/13/das-desaster-mit-dem-kirchturms-oepnv-im-ruhrgebiet/

Experiment: Mit dem ÖPNV von einer Ruhrgebiets-Stadt in die andere, manchmal sehr zeitraubend oder gar eine Art Odyssee.

Dem IT-Unternehmer Björn Wilmsmann reicht es. Er hat die Nase voll vom teuren und schlechten Nahverkehr im Ruhrgebiet und hat sich mit einer Petition an den Landtag gewandt: Er will eine Neuorganistation des ÖPNV im Ruhrgebiet:

Aufgrund der untragbaren Zustände im Nahverkehr im Ruhrgebiet habe ich über https://www.landtag.nrw.de/home/petitionen/online-petition.html folgende Online-Petition an den Petitionsausschuss des Landtags NRW geschickt.

Ich würde mich freuen, wenn auch andere Nahverkehrskunden ein Gleiches tun und mit diesem oder einem eigenen Text dort auf die Zustände im ÖPNV hinweisen würden:

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im Ruhrgebiet ist miserabel.

  • Die angebotenen Verbindungen sind für eine Großstadt völlig unzureichend.
  • Die vorhandenen Verbindungen sind nicht aufeinander abgestimmt, insbesondere wenn es über die engen Grenzen einzelner Städte hinaus geht.
  • Die Takte sind ebenfalls für eine Großstadt viel zu dünn und nicht aufeinander abgestimmt. Wer über Stadtgrenzen hinweg reisen möchte, muss teils mehrstündige Fahrtzeiten in Kauf nehmen.
  • Verbindungen fallen regelmäßig aus. Verkehrsmittel sind verspätet. Busse und Bahnen kommen oft nicht nach Fahrplan, sondern zu willkürlichen Zeiten.

Gleichzeitig gehört der ÖPNV im Ruhrgebiet zu den teuersten der Welt! Eine Fahrt zwischen Duisburg Hbf und Bochum Hbf z.B. kostet 12,80 EUR (Stand: 31.12.2019). Zum Vergleich hier der Fahrpreis für ähnliche Strecken in europäischen Metropolen:

  • Amsterdam: €4,50 EUR (Schiphol – Amsterdam Centraal)
  • Berlin: €2,80 (Spandau – Ahrensfelde)
  • London: £5,10 = ~ €5,90 (Heathrow Airport – Barbican)

Der Global Public Transport Index führt lediglich deswegen London als teuerste Stadt in Sachen Nahverkehr, weil das Ruhrgebiet für derlei Studien zu unbedeutend ist.

Ursache für diese überteuerten Preise ist ein komplexes Tarifsystem auf Basis so genannter Waben. Dieses Wabentarifsystem versteht indes niemand wirklich in Gänze, auch nicht diejenigen, welche es zu verantworten haben.

Für diesen Zustand – schlechte Qualität bei horrenden Preisen – ist der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), sowie die ihm angeschlossenen 42 Verkehrsgesellschaften verantwortlich, die jede für sich ihrer eigenen Ziele und Motive verfolgen und sich seit Jahrzehnten erfolgreich einer Zusammenarbeit im Sinne der Kunden verweigern.

Aufgrund von durch den Nahverkehr an Rhein und Ruhr verschwendeter Zeit und Geld entsteht enormer wirtschaftlicher Schaden.

Laut dem „Regionalem Mobilitätsentwicklungskonzept für die Metropole Ruhr“ des Regionalverbandes Ruhr (RVR) nutzen nur 10 Prozent der Menschen im Ruhrgebiet den Nahverkehr. In echten Metropole (siehe EMTA Barometer Report 2016 (EMTA 2016)) sind dies hingegen zumeist bis zu 20 Prozent.

Dieses ungenutzte Potential bedeutet nicht zuletzt einen erheblichen ökologischen Schaden. Wenn man es daher in NRW ernst meint mit der so genannten Verkehrswende, muss man bei der Organisation des Nahverkehrs im Ruhrgebiet beginnen.

Seit der Fahrplanumstellung zum 15.12.2019, sowie der damit einhergehenden Verwendung neuer, durch den VRR gekaufter S-Bahn-Züge hat sich diese sowieso schon untragbare Situation weiter massiv verschlechtert: Takte wurden weiter ausgedünnt und S-Bahnen haben aufgrund fehlerhafter Züge (z.B. nicht schließende Türen) und wegen nicht eingeplanter Zugüberholungen durch den Fern- und Frachtverkehr nun dauerhaft Verspätung.

Darüber hinaus wird der Verkehr auf bestimmten Strecken nun regelmäßig gleich ganz eingestellt. Auch hier sind die neuen durch den VRR gekauften Züge und Triebfahrzeuge die Ursache, weil u.a. deren Stromabnehmer bei hiesigen Witterungsbedingungen nicht zuverlässig funktionieren. Dieselben Züge sind durch einen viel zu hohen Abstand zum Bahnsteig nicht barrierefrei. Entsprechend notwendige Anpassungen der Bahnsteige werden laut VRR “nach und nach” erfolgen, so dass „für eine längere Übergangszeit kein niveaugleicher Einstieg mehr möglich“ (siehe https://www.s-bahn-rhein-ruhr.de/de/einstiegshoehen/) sein wird. Genaue Angaben oder Planungen dazu gibt es nicht.

Aus den genannten Gründen bitte ich den Landtag Nordrhein-Westfalen, sich mit der Neuorganisation des Nahverkehrs im Ruhrgebiet zu beschäftigen und eine Untersuchung hinsichtlich der fehlerhaften Planung der Fahrplanumstellung, sowie dem nicht bedarfsgerechten Kauf der neuen S-Bahn-Züge durch den VRR einzuleiten.